Legalisierung von Cannabis – Gesundheitsrisiken

Bislang ist der Verkauf von Cannabisprodukten zu Genusszwecken in Deutschland verboten. Die neue Ampel-Regierung will die kontrollierte Abgabe von Cannabis an Erwachsene zu Genusszwecken einführen.
Es gehe dabei um Verbraucherschutz, Regulierung des Schwarzmarktes, Verhinderung von verunreinigten Substanzen, Entstigmatisierung von Konsumenten, Entlastung von Polizei und Justiz sowie um bessere Prävention wie auch um zusätzliche Steuereinnahmen.
Neben dem legalen Konsum von Alkohol (etwa 74.000 Todesfälle jährlich allein durch Alkoholkonsum) sind die bislang nur illegal zu erwerbenden Cannabisprodukte die verbreitetste Droge in Deutschland. Dabei hat sich der THC-Gehalt (Tetrahydrocannabinol) in den Pflanzenanteilen durch gezielte Zucht (also durch Mutationen – ähnlich wie beim Corona-Virus wild oder gezielt bei der Impfstoffherstellung) seit 2010 (6,8 %) bis zum Jahr 2020 (20,4 %) erhöht.
Entsprechend sind die ambulanten wie stationären Cannabis-Suchtbehandlungen gestiegen.
Deshalb sehen Ärzte die Legalisierung der Droge kritisch: Der 125. Deutsche Ärztetag warnte Anfang November 2021 vor einer Verharmlosung der Droge und vor den Risiken für die Gesundheit der Konsumierenden sowie den Folgen für die medizinische Versorgung. Insbesondere vor den Langzeiteffekten des Cannabiskonsums für Kinder und Jugendliche.

Aus medizinischer Sicht, also vor allem als Mittel gegen chronische Schmerzen, ist eine Abgabe von Cannabis erst ab einem Alter von 25 Jahren sinnvoll, wenn die Ausreifung des Stirnlappens im Gehirn abgeschlossen ist. (siehe Nachricht: Interessante neue Beiträge auf unserer Wissensseite)
Denn Studien zeigen, dass bei intensivem Konsum von Cannabis die Hirnentwicklung beeinträchtigt wird.

Bei akutem Konsum kommt es zu Rauschzuständen mit deutlichen Einschränkungen der Aufmerksamkeit, Störungen der Bewusstseinslage, der kognitiven Fähigkeiten, wie auch der Psychomotorik. Ursächlich dafür ist die zunehmende Konzentration des psychoaktiven Hauptwirkstoffes THC in einer immer breiteren Produktvielfalt.
Mit dieser Droge im Blut erhöht sich selbstverständlich die Gefahr von Verkehrsunfällen, insbesondere für unter 25jährige Fahrer, die die Einschränkungen durch den Konsum nicht durch Fahrpraxis ausgleichen können.

Bei längerzeitigem Konsum kommen weitere Gesundheitsrisiken hinzu, insbesondere Atemwegserkrankungen, Hodenkrebs, hirnstrukturelle Veränderungen (=> unreif bleiben) sowie Auswirkungen auf die Entwicklung ungeborenen Lebens bei Konsum in der Schwangerschaft, sowie die Ausbildung von psychischen Störungen, von Angststörungen, Psychosen, Bipolaren Störungen (manisch-depressiv), Depressionen und Suizidgedanken.
Bei frühem Konsum vor dem 15. Lebensjahr werden geringere Bildungserfolge gesehen; und bei häufigem Konsum von Drogen allgemein werden in Studien höhere Schulabbruchraten, geringeres Einkommen, gehäufte Arbeitslosigkeit sowie Bezug von Sozialleistungen beschrieben.

Cannabisabhängigkeit ist eine Suchterkrankung. Nach Entzugsbehandlungen und bei anhaltender Abstinenz, so habe sich gezeigt, können Veränderungen am Gehirn reversibel (umkehrbar) sein.

Die Legalisierung von Cannabis, so wird von Suchtberatungsstellen erwartet, wird zu einem erhöhten Konsum und Missbrauch auch durch Kinder und Jugendliche führen. Jugendschutz ist hier eine Illusion, denn das Signal der Legalisierung und damit Verharmlosung der Drogen, wird – auch bei einer Altersbeschränkung im Verkauf – zu einem Durchreichen an Jüngere führen.
Bei US-Staaten lagen nach Legalisierung der Drogen die Konsumquoten um 30 bis 60 % höher. Auch in Kanada, Portugal oder Uruguay z.B. sei der Konsum nach der Legalisierung deutlich angestiegen. Zugleich ging die Risikowahrnehmung von Cannabis in diesen Staaten seit der Legalisierung deutlich zurück. Bei den 12 – 17jährigen liegt die Zahl der diagnostizierten Angststörungen, Psychosen und Depressionen um 25 % höher als in anderen Bundesstaaten der USA.
In den Niederlanden liegt der Konsum in der Altersgruppe der 15 – 34jährigen mit 15,5 % in etwa beim europäischen Mittelwert.
In einem anderen Ländervergleich gibt es Hinweise auf eine Zunahme cannabisbedingter Krankenhausaufnahmen nach Legalisierung, cannabisbeeinflusster Selbstmorde und tödlicher Verkehrsunfälle.

Nur begrenzt sei über die Legalisierung der Schwarzmarkt zu regulieren; der wird neue kreative Absatzwege und neue Drogen finden.
Das Gesetz zur Cannabislegalisierung will die neue Bundesregierung nach 4 Jahren “auf gesellschaftliche Auswirkungen” evaluieren (sach- und fachgerecht beurteilen). Man darf darauf gespannt sein.

Cannabis-Freigabe in den Niederlanden: Vorläufige Auswertung Niederländische Drogenpolitik

Quelle: Deutsches Ärzteblatt, Jg. 118, Heft 49, 10.12.2021, S.2326-2328

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