Quintett der Finsternis – in Paarbeziehungen

Michael Lukas Moeller hat in seinen Forschungen fünf Themen gefunden, die sich zu Horrorszenarien in einer Beziehung entwickeln können. Es könnte sich lohnen, darüber nachzudenken.

  1. Die Bewusstlosigkeit in der Beziehung

Selten wissen und realisieren wir wirklich, dass wir uns unserer Beziehung zuwenden müssen, um sie aufrechtzuerhalten. Oft leben die Menschen miteinander (oder nebeneinander) in Beziehungen – bewusstlos wie die Kinder, aber die Beziehung leben wir nicht.
Wer sich nicht kennt, wer seine (Selbst-)Wahrnehmung nicht schult, der kann auch vom Gegenüber nur wenig mitbekommen.
Kleine Übung: Beschreiben Sie doch einmal für 2 Minuten, wessen Sie sich gerade jetzt bewusst sind.

  •  Die Ahnungslosigkeit in der Beziehung

Selten haben wir ein Vorbild, wie gute Beziehung aussehen könnte
und wie man Störmomente – beispielsweise ständige Gereiztheit, Krach, Langeweile und erotische Einöde – angehen und beheben kann.
In fast allen Lebensbereichen müssen wir Lernen, wie etwas geht.
Zentralen Fragen, wie Beziehung oder mit Kindern leben, Glücklichsein z.B. werden in der Bildungspolitik vernachlässigt. Dennoch macht es Sinn, sich über diese Fragen Gedanken zu machen und evtl. Lehrer zu suchen.

  • Die Beziehungslosigkeit in der Beziehung

“Zusammen ist man weniger allein.” Stimmt das wirklich?
Paare, die zu wenig zusammen sind oder zu wenig Austausch pflegen, zu wenig miteinander sprechen, zu wenig Nähe zueinander entwickeln, erleben schnell eine Beziehungslosigkeit in der Beziehung.

  • Die Sprachlosigkeit in der Beziehung

Paare sprechen im Allgemeinen zu wenig Wesentliches miteinander; sie tauschen ihr Erleben zu wenig aus.
Wie oft sprechen Sie in Ihrer Beziehung Wesentliches? – nicht alltägliches.
Also über das was Sie wirklich zutiefst bewegt, was Sie fühlen, sich wünschen, befürchten, wovon Sie träumen, über das, was Sie gerne tun möchten oder mit Ihrem Partner machen möchten?

(Ich erinnere, dass Möller in seinem Buch ein Untersuchungsergebnis benennt, das aufzeigte, dass deutsche Paare im Durchschnitt nur 2 Minuten am Tag über Wesentliches miteinander sprechen!)
Würden die Paare so wenig Zeit für die Pflege ihrer Blumen im Haus verwenden, man kann sich vorstellen, wie welk die Pflanzen nach kurzer Zeit aussehen – aber genau so sieht es in vielen Beziehungen aus.
Es liegt also nicht an der Dauer einer Paarbeziehung, dass das Feuer erlischt,
sondern daran, dass kein Holz nachgelegt wird.

  • Die Lustlosigkeit in der Beziehung

Wenn in dieser Minutenbeziehung der Zeitmangelmenschen nichts besprochen werden kann, wird die beste Erotik unter der Last von Unerledigtem, Gereiztem und Resigniertem erstickt.

Das was Lust macht – im ganz allgemeinen Sinne –, muss in der Paarbeziehung nicht immer Erotik oder Sex sein; es gibt viele andere Themen, die miteinander befriedigend erlebt können.

Dennoch spielt die körperliche Nähe eine große Rolle, je nachdem wie wir unsere allerersten, vielleicht aber auch spätere Beziehungen erlebt haben. Denn Körperlichkeit ist eine Grunderfahrung, die ein grundlegendes Gefühl von Sicherheit oder aber Gefahr signalisiert.
Üblicherweise werden bei der körperlichen Verbindung Bindungshormone ausgeschüttet, die das Paarerleben stärken. Andererseits sollte es völlig OK sein, wenn jemand solches Nähebedürfnis nicht spürt oder ablehnt. Denn dies ist ein Thema bei dem nichts Orgas-muß, sondern kann, wenn es passt.

Passt ein Paar mit seinen Bedürfnissen nicht gut zusammen, sollte es den Gründen nachgehen und dann verstehend nach einer Lösung (was manchmal Loslösung bedeutet) suchen.
Eine Entscheidung, darüber sollte man sich klar sein, hat immer etwas mit Scheidung zu tun – mit dem bewussten Treffen einer Wahl. Die schließt etwas ein, wie sie auf der anderen Seite etwas ausschließt.
Daher beruhen Liebesbeziehungen auf Freiwilligkeit!

Quelle: Michael Lukas Moeller: Gelegenheit macht Liebe, Glücksbedingungen in der Partnerschaft, 2001


Nachtrag zur Wahrnehmungsübung – ruhte Ihre Aufmerksamkeit dabei z.B.
auf äußeren oder inneren Eindrücken?
bei Gedanken, Gefühlen oder Interpretationen?
waren das, was Sie für bennenswürdig erachteten, detailliert oder von grober Übersicht?
gleichschwebend bei allem Möglichen und nicht wertend oder vorstrukturiert?
Konnten Sie sich leicht auf die Übung einlassen
oder fiel es ihnen schwer, zu “verstehen”, was mit der Aufgabe gemeint war?

All das ist ein Maß dafür, wie üblich Achtsamkeit bereits in Ihrem Alltag ist.




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