Die Biebertaler Blutegelzucht – bbez, 1. Teil

Dieses schöne Bild wurde von Kunststudenten entworfen, um die Egel positiv darzustellen.

Am 16. Mai konnte ich auf Einladung des Gewerbevereins an der Besichtigung der bbez Teil nehmen.
Um es vorweg zu sagen: Was anfangs nicht nur bei mir mit leichtem Ekelgefühl besetzt war, hat sich durch die liebevolle Schilderung, mit der Herr Galatis seine Schutzbefohlenen beschrieb, in großes Interesse verwandelt.Dieses

Bis in die 80er jahre war hier die Gärtnerei Wollnich, die jetzt gemeinsam mit Samer das Bestattungsunternehmen hat. Familie Wollnich gab die Zierpflanzengärtnerei wegen der hohen Energiekosten auf.  Die ZAUG übernahm den Betrieb als Blutegelzucht. Diese entstand 1989 aus der Idee, dass man anhand eines Produktes, das sensibel auf seine Handhabung reagiert, beruflich schwer integrierbare Menschen in Schlüsselqualifikationen ausbilden kann. Zudem war der Blutegel zu dieser Zeit ein Produkt, von dem nicht die Gefahr ausging, einem Wirtschaftsbetrieb Konkurrenz zu machen, wenn er in einem sozialen Projekt mit öffentlicher Förderung entstand. Vorausgegangen war ein kleiner Teich am Ende des Gewächshauses. Frau Wollnich brachte Egel aus ihrer Behandlung gegen Rheuma in Bad Endbach mit. Dort wurden sie aus der Türkei importiert, standen aber nur im Sommer zur Verfügung.

Anfangs wurden pro Jahr etwa 5000 Egel verkauft. Schnell war klar, dass gleichzeitig Therapeuten ausgebildet werden mussten. Die ersten Seminare gab es 1992. 2022 nahmen etwa  400 Leute an ihnen Teil. „Blutegel sind Arzneimittel“. Sie waren aber nicht als solche zugelassen. Als Ausnahme durften sie dennoch weiterverkauft werden, obwohl die üblichen, wiederholbaren  Arzneimittelprüfungen an ihnen  nicht durchgeführt werden können.

Mit steigendem Umsatz und Prüfungen durch die entsprechenden Einrichtungen des Bundesgesundheitsministeriums war klar, dass die bbez nach wirtschaftlichen Gesichtspunkten geführt werden musste. Die Zaug verabschiedete sich, und das Unternehmen wurde zur GmbH mit drei Gesellschaftern. Herr Galatis ist einer von ihnen.
Die bbez nennt  sich zwar Zucht, obwohl sie tatsächlich nicht züchtet sondern nur vermehrt. Man kann die Tiere der bbze allerdings an ihrem mikrobiologischen Fußabtritt erkennen. Die Egel stehen unter dem Schutz des Washingtoner Artenschutzabkommens. Für den Verkauf sind CITES-Papiere notwendig.*1)

-1990 entstanden aus einem Projekt der ZAUG
-seit 2004 Erlaubnis zur Herstellung von Blutegeln als Arzneimitttel
-Privatisierung und Gründung der Biebertaler Blutegelzucht
-Mitarbeiter insgesamt: 40
-Grundstücksfläche 6012 m²
-Eigene Vermehrung und Zucht, Handel und Forschung
-Zertifizierung nach GMP *2) und ISO 2009:2015
-Schulung von Fachpersonal (2022 rund 380 Personen)

*1) Magazin/Cites-und-EU-Bescheinigungen, was steht drin?

*2) GMP =Good Manufacturing Practise = Gute Herstellungspraxis (bei Arznei- und Futtermitteln)

*3) ISO Internationale Standardisierungs Organisation (seit 1987)

Teil 2 behandelt “Aus dem Leben eines Egels”

500 ml Leben – Blutspenden – Blut spenden!

Viele von uns gucken mehr oder weniger regelmäßig irgendwelche Krankenhausserien, in denen operiert wird. Blut steht dabei immer in großen Mengen zur Verfügung. Und wie sieht es in der Praxis aus?

Nicht immer wird bei Blut-Transfusionen das komplette Blut übertragen. Durch Zentrifugieren des Blutes wird das gespendete Blutspende in die einzelnen Bestandteile Blutplasma, Blutplättchen und Blutkörperchen aufgeteilt.

Wieviel Blut haben wir normalerweise?
– Bei Frauen sind es etwa 65 ml pro kg Körpergewicht, in der Schwangerschaft kann die Blutmenge um 1,5l zunehmen
– bei Männern 75 ml pro kg Körpergewicht
– bei Neugeborenen 100 ml pro kg Körpergewicht
– bei Kleinkindern 85 ml pro kg Körpergewicht
– bei Profisportlern 95 ml pro kg Körpergewicht

*2) (aus Nachrichten) Etwa 8 Millionen Deutsche sind Träger eines Gendefektes, bei dem sich zu viel Eisen im Blut befindet (Hämochromatose). Aussagefähig ist der überhöhte Eisenwert nur in Kombination mit dem Ferritin-Wert (= Eisenbestand im gesamten Körper).
Eisenüberladung lässt sich pragmatisch definieren. Es beschreibt den Zustand, wo überschüssiges Eisen sich in wichtigen Körperorganen ablagert. Das sind typischerweise die Leber, das Herz, aber auch viele Drüsen, wie zum Beispiel die Bauchspeicheldrüse. Und all diese Organe können langfristig in ihrer Funktion eingeschränkt werden durch diese Eisenüberladung.“ PD(Privatdozent) Dr. Karl-Anton Kreuzer von der Klinik I für Innere Medizin an der Uniklinik Köln; Quelle Deutschlandfunk-Archiv – und etliche andere Belastungen wie z.B. Beschwerden großer Gelenke – können auftreten.


Die meisten im Artikel verwendeten Werte stammen aus der oben angegebenen Antwort und dem Blutspende Podcast des DRK: https://www.blutspende.de/itsamatch/podcast

Jesus hätte auch ein Mädchen, oder oder werden können – Teil 2

Die psychosozialen Faktoren im Frau Divers Mann – Werdeprozess

Weltweit finden sich in verschiedenen Zeitaltern und etlichen Kulturen Alternativen zur paarweisen Geschlechter-ordnung. Geschlechtliche Identität, wie auch Sexualität, können flexibel konstruiert sein.
Überliefe­rungen aus Babylonien verdeutlichen: Schon vor 4.000 Jahren wurde Menschen ein drittes Geschlecht zugestanden. Bei einigen nordamerikanischen Stämmen gab es bis zu sechs Geschlechter – biologische und soziale. Durch den Einfluss der christlichen Kolonialmächte verschwand diese Vielfalt.
Seit Dezember 2018 gibt es in Deutschland neben „weiblich“ und „männlich“ die dritte rechtliche Option “divers” (verschieden), die sich auf biologische Intergeschlechtlichkeit bezieht. Sofort änderten 2019 laut Redaktionsnetzwerk Deutschland knapp 1600 Menschen ihren Geschlechtseintrag auf Divers, viel mehr noch wechselten von männlich auf weiblich und umgekehrt. Auch in der Allgemeinbevölkerung rücken diese biologischen und psychologischen Fakten mit der Gender-Diskussion allmählich wieder mehr ins Bewusstsein.
Aufklärung, also Wissen ist da besonders wichtig, um Vorurteilen und schädlichen Phantasien entgegenzutreten.

https://www.uni-due.de/2020-12-16-warum-nur-drei-geschlechter

Bei der Geschlechtsidentität unterscheiden wir die sich entwickelnde
– Kern-Geschlechtsidentität, die festlegt, ob ein Mensch sich als weiblich oder männlich betrachtet.
Es wird davon ausgegangen, dass sie sich spätestens bis zum 2. Lebensjahr herausgebildet hat. 
die Geschlechtsrollenidentität, die sich aus den besonderen psychischen Einstellungen und zwischenmenschlichen Verhaltensweisen – allgemein wie auch spezifisch sexuellen sozialen Interaktionsmustern und Wechselwirkungen – ergeben, die entweder für Männer oder für Frauen charakteristisch sind und sie daher voneinander unterscheiden.
Hier geht man davon aus, dass die Phase zwischen dem 12. und 18. Lebensmonat für die Entwicklung besonders kritisch ist. 
die dominante Objektwahl bestimmt, ob die Wahl eines Sexualobjekts eine heterosexuelle oder eine homosexuelle ist und ob sie sich auf ein breites Spektrum sexueller Interaktionen mit dem Sexualobjekt richtet oder aber auf einen bestimmten Teil der menschlichen Anatomie oder ein nichtmenschliches oder unbelebtes Objekt (z.B. Fetisch).
die Intensität des sexuellen Verlangens spiegelt sich im Dominieren sexueller Phantasien, im Achten auf sexuelle Reize, im Verlagen nach sexueller Betätigung und in der physiologischen Erregung der Geschlechtsorgane wider.

Die Kern-Geschlechts-Identität

Beim Menschen wird die Kern-Geschlechtsidentität (das Empfinden des Individuums, entweder Mann oder Frau zu sein) nicht durch biologische Merkmale festgelegt, sondern durch das Geschlecht, das die Pflegepersonen dem Kind während der ersten 2 – 4 Lebensjahre zuweisen.
Selbst wenn Eltern unter normalen Umständen glauben, sie würden mit einem kleinen Jungen genau gleich umgehen wie mit einem kleinen Mädchen, legen sie geschlechtsbezogene Unterschiede im Verhalten gegenüber ihrem Säugling an den Tag.
Zwar gibt es Geschlechtsunterschiede, die auf der vorgeburtlichen Entwicklung beruhen, aber diese Unterschiede legen nicht automatisch fest, wie die Ausdifferenzierung des männlichen oder weiblichen Verhaltens nach der Geburt verläuft: Eine zur Feminisierung führende hormonelle Pathologie bei Jungen und eine zur Maskulinisierung führende hormonelle Pathologie bei Mädchen hat, außer bei extremen Ausprägungen hormoneller Abnormität, auf die Geschlechtsrollenidentität stärkeren Einfluss als auf die Kern-Geschlechtsidentität.
Bei Mädchen kann z.B. ein vorgeburtlicher Überschuss an Androgenen (männlichen Geschlechtshormonen) der Grund dafür sein, dass sie später jungenhaft wild (tomboys) sind und beim Spielen und bei aggressivem Verhalten mehr Energie umsetzen.
Bei Jungen kann eine unzureichende vorgeburtliche Androgenstimulation zu einer gewissen Passivität und einer schwach ausgeprägten Aggressivität führen, wirkt sich aber nicht auf die Kern-Geschlechtsidentität aus. Außerdem erwerben hermaphroditische Kinder (“Zwitter“), die eindeutig als Mädchen oder Jungen erzogen wurden, eine dementsprechende gefestigte Identität als Junge oder Mädchen, unabhängig von ihrer genetischen Ausstattung, von ihrem Hormonhaushalt oder sogar – in gewissem Maße – von dem äußeren Erscheinungsbild ihrer geschlechtlichen Entwicklung.
Selbst eine früh einsetzende (krankhafte) Pathologie der Kind-Eltern-Interaktion und -Beziehung wirkt sich nicht auf die Konsolidierung (Verfestigung) der Kern-Geschlechtsidentität aus. Es wurde nicht einmal ein Zusammenhang zwischen Transsexualismus (d.h. Bildung einer der biologischen Geschlechtsidentität entgegengesetzte Kern-Geschlechtsidentität bei den Personen mit klar definiertem biologischen Geschlecht – und genetischen, hormonellen oder genitalen körperlichen Normabweichungen) festgestellt.
Psychoanalytische Untersuchungen von Kindern mit abnormer, also von der erwarteten Norm oder dem Üblichen abweichenden sexueller Identität wie auch der Lebensgeschichte von transsexuellen Erwachsenen gibt Auskunft über die wesentlichen Grundmuster.

Eines davon ist, dass männliche Transsexuelle (die biologisch gesehen Männer sind, sich aber von ihrer Kerngeschlechtsidentität her als Frau erleben) typischerweise eine Mutter mit stark bisexuellen Persönlichkeitsanteilen haben, die Distanz zu ihrem passiven oder nicht verfügbaren Mann hält und ihren Sohn geradezu verschlingt, um au symbolischem (sinnbildlichem, figürlichem) Wege für sich selbst eine Vervollständigung herzustellen. Die paradiesische Symbiose schließt indirekt die Männlichkeit des Jungen aus und bringt ihn dazu, sich in übertriebener Weise mit der Mutter zu identifizieren, sich also mit ihr gleichzusetzen und sich in ihrem Verhalten wiederzuerkennen. Damit einhergehend wird die männliche Rolle abgelehnt, die für die Mutter nicht akzeptabel wäre und die der Vater unzureichend verkörpert.
Bei weiblichen Transsexuellen führen das abweisende Verhalten der Mutter und die Unerreichbarkeit des Vaters dazu, dass die Tochter, die sich in ihrer Rolle als kleines Mädchen nicht bestätigt fühlt, zu einem Ersatz-Jungen wird. Zugleich hilft sie damit unbewusst, die Einsamkeit und Depression der Mutter zu lindern. Das maskuline Verhalten wird von der Mutter unterstützt, deren Niedergeschlagenheit daraufhin abklingt; zugleich verstärkt das Verhalten des Kindes das Zusammengehörigkeitsgefühl in der Familie.

Dass das Verhalten der Eltern gegenüber dem kleinen Kind (insbesondere die Mutter-Kind-Interaktion) Einfluss darauf hat, wie sich seine Kern-Geschlechtsidentität und seine sexuellen Funktionen insgesamt entwickeln, lässt sich nicht nur bei Menschen beobachten. Auch bei anderen Primaten lässt sich beobachten, dass eine angemessene Bindung zwischen Säugling und Mutter durch eine Geborgenheit bietende, engen Körperkontakt eine wesentliche Voraussetzung dafür ist, dass sich beim erwachsenen Affen normale sexuelle Reaktionen entwickeln können.

Nach bisherigen Forschungsergebnissen können wir davon ausgehen, dass es frühzeitig eine Geschlechtsidentität gibt, die in der Regel entweder männlich oder weiblich ist; wobei davon auszugehen ist, dass schon die bewussten und unbewussten sexuellen Orientierungen der Eltern und ihre Erwartungen an ihr Kind dabei eine Rolle spielen. Zugleich ist bei beiden Geschlechtern eine psychische Bisexualität vorhanden, die sich aus der unbewussten Identifizierung mit beiden Eltern (so sein wollen wie sie) ableitet. Damit gehört bewusst oder unbewusst eine bisexuelle Orientierung zu den universellen menschlichen Möglichkeiten.

Für eine Kern-Geschlechtsidentifikation spielt es keine Rolle, “ob der Vater das Essen kocht und die Mutter den Trecker fährt”. Diese Geschlechtsrollen sind sozial definiert. Die eigene Kern-Ich-Identität entwickelt sich klar, solange die Geschlechtsidentitäten der Eltern deutlich voneinander unterschieden sind. Verstärkt werden Zuweisung und Übernahme einer Kern-Geschlechtsidentität in der Praxis, indem die auch die Geschlechtsrollen, die als männlich oder weiblich angesehenen werden, vom Umfeld bekräftigt werden.

Die Geschlechts-Rollen-Identität

Die Geschlechtsrollenindentität (die Identifizierung des Individuums mit bestimmten Verhaltensweisen, die in einer Gesellschaft als typisch für Männer oder Frauen gelten) ist stark von psychosozialen (zwischenmenschlichen) Faktoren beeinflusst.
(Psychosozial wird hier das auf das Erleben und Verhalten einer Person bezogen, insoweit es ihre Interaktion (=Wechselbeziehung) mit anderen Personen / Personengruppen oder/und Handlungen betrifft.)
Selbst die spätere Wahl des Sexualobjekts, das Ziel des sexuellen Verlangens, wird in starkem Maße von frühen psychosozialen Erfahrungen abhängig.

Sexualobjket, Foto: https://www.matthiaszehnder.ch/wochenkommentar/darf-man-das/

Alle Vorstellungen und Erwartungen an weibliche oder männliche Verhaltensmuster sind, neben den biologischen Voraussetzungen, von kulturellen, zeitgeschichtlichen und gesellschaftlichen Bedingungen bestimmt. Allerdings sind dabei manche Überzeugungen zur Geschlechtsunterschieden schlicht haltlos, manche sind wissenschaftlich recht gut abgesichert und manche harren noch der Klärung bzw. fallen in den Beobachtungen mehrdeutig aus.

Unhaltbar sind Überzeugungen wie “Mädchen sing geselliger und leichter zu beeinflussen als Jungen”, “Mädchen hätten eine geringes Selbstachtung, seien weniger leistungsmotiviert und besser im Auswendiglernen und bei monotonen Aufgaben” oder “Jungen seien besser bei anspruchsvolleren Aufgaben oder würden analytischer vorgehen” oder “Mädchen stünden mehr unter dem Einfluss von Erbanlagen, Jungen dagegen unter dem Einfluss der Umwelt”, “Mädchen seien eher auditiv (auf das Gehör bezogen), Jungen eher visuell (auf optische Wahrnehmung) orientiert”.
Zu den erwiesenen Geschlechtsunterschieden zählen derzeit, dass Mädchen größere verbale Fähigkeiten haben; Jungen häufiger bessere Ergebnisse bei visuell-räumlichen und mathematischen Aufgaben zeigen und dass sie aggressiver sind.
Noch nicht abgesichert sind Unterschiede in Bezug auf taktile Sensibilität, Schüchternheit und Ängstlichkeit, Aktivitätsniveau, Konkurrenzstreben, Dominanzstreben, Folgsamkeit, Fürsorglichkeit und “mütterliches” Verhalten.

Kultur- und artenübergreifend lässt sich sagen, dass männliche Individuen aggressiver sind und dass das Aggressionsniveau mit Sexualhormonen zusammenhängt.
Bei Mädchen die vorgeburtlich einem Androgenüberschuß (männliches Sexualhormon) ausgesetzt waren, fand sich ein mäßig ausgeprägter Zusammenhang zwischen diesem und der erhöhten Häufigkeit einer späteren homosexuellen Orientierung, doch bedeutsamer war, dass sich solche Mädchen im Vergleich zu Kontrollgruppen jungenhaft wild verhielten, weniger Interesse am Spiel mit Puppen zeigten und weniger Interesse daran zeigten, sich mit Säuglingen abzugeben, dafür aber Spielzeuge wie Autos oder Schußwaffen bevorzugten und lieber mit Jungen spielten.

Solche Ergebnisse legen nahe, dass das Geschlechtsrollenverhalten in der Kindheit von vorgeburtlichen (pränatalen) hormonellen Wirkgrößen beeinflusst wird; andere Befunde deuten darauf hin, dass die meisten Merkmale, in denen sich Jungen und Mädchen unterscheiden, aller Wahrscheinlichkeit nach kulturell bestimmt (determiniert, festgelegt) sind.

Schaut man sich z.B. das Erziehungsverhalten an, das zur Entwicklung von femininem Verhalten bei Jungen führt, sind Wirkfaktoren: Eltern, die gegenüber femininem Verhalten des Sohnes gleichgültig sind oder ihn dazu ermutigen; überbehütende Mutter, abwesender oder sich abweisend verhaltender Vater; kaum Jungen als Spielkameraden.
In Nachuntersuchungen einer Stichprobe solch femininer Jungen fand sich später ein hoher Prozentsatz an Bisexualität und Homosexualität. Allgemein lässt sich sagen, dass Verhaltensmuster, die eigentlich für das andere Geschlecht charakteristisch sind, verbinden sich oft, aber nicht notwendigerweise mit einer homosexuellen Objekt = Partnerwahl.

Die dominierenede Objekt(Partner)wahl

Die bevorzugten Idealbilder attraktiver, erregender Partner/innen leiten sich vermutlich aus Schemata (Mustern) ab, die nicht genetisch, sondern im Entwicklungsprozess im Gehirn angelegt sind und vor dem 9. Lebensjahr durch Umwelteinflüsse vervollständigt werden.

Noch immer scheint es in der westlichen Kultur weit verbreitete Widerstände zu geben, die Existenz einer kindlichen Sexualität zur Kenntnis zu nehmen. Kulturantropologisch (völkerkundlich) konnte gezeigt werden, dass Kinder, wenn derartige Tabus fehlen, spontan sexuelles Verhalten zeigen. Aber auch hierzulande lässt sich in Kindertagesstätten finden, dass Jungen etwa mit 6 – 7 Monaten und Mädchen mit 10 – 11 Monaten an ihren Genitalien herumzuspielen beginnen und dass das Masturbieren sich bei beiden Geschlechtern mach 15 – 16 Monaten durchgesetzt hat. Die Wahrscheinlichkeit, dass Kinder aus der Arbeiterklasse sich selbst befriedigen, ist doppelt so hoch wie bei Mittel-schichtkindern – was darauf hindeutet, dass Klassenstruktur und Milieu das Sexualverhalten beeinflussen.

Schon Säuglinge und Kleinkinder, wenn sie ihre Kern-Geschlechtsidentität und ihre Geschlechtsrollenidentität aufbauen, orientieren und identifizieren sich unbewusst nicht nur mit dem gleichgeschlechtlichen Elternteil, sondern auch mit dem sexuellen Interesse dieses Elternteils am Partner.
Klinische Eindrücke belegen oft eindrucksvoll das wechselseitig verführerische Verhalten von Kind und Eltern.

Erinnerungsspuren, die sich unter besonderen Affektbedingungen bilden (wenn etwas emotional sehr berührt, intensiv erlebt wird), erhalten Kern-Schemata (Grundmuster) einer Interaktion (Welschelwirkung, Miteinander, Kooperation) zwischen der Selbstrepräsentanz (dem Selbstbild) des Kindes und der Objektrepräsentanz der Mutter (dem inneren Bild von der Mutter) unter dem Vorzeichen eines entweder lustvollen oder unangenehmen Affekts. Infolgedessen bauen sich zwei parallele, anfangs voneinander getrennte Stränge von Selbst- und Objektrepäsentanz auf,
Diese anfänglichen Vorstellungen von der guten bzw. der bösen Mutter (die zunächst wie zwei verschiedene Personen aufgespalten erlebt und noch nicht integriert sind) sind ebenso wie die Wahrnehmung eines lustvoll, guten oder schmerzhaft, böse Selbsterlebens, mit positiven und negativen Affektdispositionen (Veranlagung mit einem bestimmten Gefühl zu reagieren) gekoppelt.
Dies anfangs “nur-guten” oder “nur-bösen” Repräsentanzen (verinnerlichte Vorstellungen) vom Selbst und vom Anderen (Objekt) wird schließlich im Verlauf der Entwicklung zu einem Ganzen integrieret, so dass die bedeutenden Bezugspersonen und dann auch andere, wie ebenso man selbst, als sowohl-als-auch gut und böse erkannt und ausgehalten werden können. Die eigene Identität entwickelt sich also nicht nur aus der Identifikation mit einem bedeutsamen Objekt selbst, sondern wird vor allem aus der Identifizierung mit einer Beziehung zu dem Objekt aufgebaut. So identifizieren wir uns sowohl mit unserem Selbst wie auch mit dem Objekt unseres Begehrens.

Da sich z.B. der Junge als ein von seiner Mutter geliebter Junge erfährt, identifiziert er sich mit der Rolle des männlichen Jungen wie mit der Rolle der weiblichen Mutter. So erwirbt er die Fähigkeit, die Position seiner Selbstrepräsentanz (seiner Vorstellung von sich selbst) einzunehmen und zugleich die Repräsentanz der Mutter (das Bild der Mutter und ihrer Reaktion auf ihren Jungen) auf eine andere Frau zu projizieren (eigene Gefühle oder Vorstellungen anderen Personen zuschreiben); oder er lernt – unter bestimmten Bedingungen – in die Rolle der Mutter zu schlüpfen, während er seine Selbstreprästentanz auf einen anderen Mann projiziert (ähnlich, wie ein Bild mit einem Projektor auf einer hellen Wand abgebildet werden kann). Liegt das Schwergewicht der Ich-Identität auf der Selbstrepräsentanz als Junge, so ist sichergestellt, dass bei ihm die heterosexuelle Orientierung vorherrscht (und dass er in allen Frauen unbewusst nach der Mutter suchen wird). Überwiegt dagegen die Identifizierung mit der Mutterrepräsentanz, kann die Folge ein bestimmter Typus von Homosexualität beim Mann sein.

Beim Mädchen wird die Kern-Geschlechtsidentität durch die allererste Beziehung gefestigt, da sie sich in der Interaktion sowohl mit der eigenen wie auch mit der Rolle der Mutter identifizieren. Andererseits wird auch die unbewusste Identifizierung mit dem Vater durch den späteren Wunsch, den Vater als Liebesobjekt der Mutter zu ersetzen (dies in aller kindlichen Unschuld und Unwissenheit – aber in der Vorstellung, den Vater später zu heiraten und besser, allumfassender zu versorgen, als dies die Mutter tut). Diese innere Vorstellungsfigur wird durch das positive Wählen des Vaters (etwa im 4 – 5. Lebensjahr) in der ödipalen Beziehung stabilisiert.
Auch das Mädchen geht also eine unbewusste bisexuelle Identifizierung (Gleichsetzung) ein.
Da die Identifizierung sich nicht so sehr auf einen Menschen als vielmehr auf eine Beziehung richtet und im Unbewussten somit wechselseitig aufeinander bezogene Rollendispositionen aufgebaut werden, kann an davon ausgehen, dass die Bisexualität psychisch begründet ist.
Sie tritt in der Fähigkeit zutage, die Kern-Geschlechtsidentität zu erwerben und gleichzeitig sexuelles Interesse an einem anderen Menschen des anderen oder des eigenen Geschlechts zu entwickeln.

Intensität des sexuellen Verlangens

Bei diesem Thema sind die wissenschaftlichen Ergebnisse zu den biologischen Mechanismen relativ klar, von der sexuellen Appetenz (Verlangen nach sexueller Aktivität, sexuellen Phantasien, Tagträumen; Gefühl, sexuell zu jemandem anderen hingezogen zu sein) über das sexuelle Arousal (Erregung) bis zu Geschlechtsverkehr und Orgasmus; Orgasmus, der kann, aber nicht muss.
Ungewissheit herrscht dagegen nach wie vor über die Reize, die eine sexuelle Reaktion auslösen, und über die subjektive Qualität des Erregungserlebens. Bei Männern und Frauen sind zwar die physiologischen (körperlichen) Begleiterscheinungen bekannt, während über die psychologischen (seelischen) Ähnlichkeiten und Unterschiede weiterhin Uneinigkeit bei den WissenschaftlerInen besteht.
Dennoch kann man zusammenfassend feststellen, dass bei Menschen ein ausreichender Hormonspiegel zirkulierender männlicher Hormone eine Voraussetzung für die Fähigkeit zur sexuellen Reaktion zu sein scheint und somit das sexuelle Verlangen bei Männern wie bei Frauen beeinflusst. Bei normalen und erhöhten Hormonspiegeln aber sind sexuelles Verlangen und Verhalten erstaunlich unabhängig von hormonellen Schwankungen.
Beim Menschen ist der Faktor, von dem die Intensität des sexuellen Verlangens in erster Linie abhängt, kognitiver (verstandesmäßiger) Natur, und besteht im bewussten Wahrnehmen des sexuellen Interesses, das sich in sexuellen Phantasien, Erinnerungen, in einer erhöhten Aufmerksamkeit für sexuelle Reize niederschlägt und eine gesteigerte Aufmerksamkeit für verstärkende Reize umfasst, die für die eigene sexuelle Orientierung und das passende Sexualobjekt relativ spezifisch (passgenau) sind.
Das Erleben selbst ist nicht rein “kognitiv“, sondern enthält ein starkes affektives Element, so dass es in erster Linien ein gefühlsmäßig-bewusstes Erleben ist.

Physiologisch gesehen ist das affektive Gedächtnis an das limbische System gebunden, das das neuronale (nervliche) Substrat (Fundament) der Sexualität wie auch anderer Appetenzfunktionen (Lust haben auf) ist.
Untersuchungen an Tieren haben gezeigt, dass bestimmte limbische Regionen Erektion und Ejakulation steuern, dass es da sowohl anregende als auch hemmende Mechanismen gibt, die auf die sichtbare Erektionsreaktion einwirken.
Unter dem Einfluss eines emotionalen, sich bewusst sich sexuelles ausrichtenden Zustandes, mobilisiert das limbische System Kontrollzentren, die ein Anschwellen, Feuchtwerden und eine lokal erhöhte Empfindlichkeit der Geschlechts-organe bewirken – deren Gewahrwerden wiederum wird als verstärkendes Feedback (Signal) an das Gehirn geschickt. Es entsteht ein sich selbst verstärkender positiver Engelskreislauf; deren negative Variante Teufelskreislauf genannt wird. Aber all das sind beim Menschen lediglich “Bausteine” des Sexualtriebes, der Libido als ein übergreifendes Motivationssystem. Damit stellt es den Grundaffekt des komplexeren physiologischen Phänomens: des erotischen Begehrens, die in einer emotionalen Beziehung an ein spezifisches Objekt (einen besonderen Menschen, manchmal jedoch auch an besondere Dinge) gebunden ist.

Foto: Lindemann; u.a.
Quelle: Otto F. Kernberg, Liebesbeziehungen – Normalität und Pathologie, Klett-Cotta, 2014 – Übersetzung Christoph Trunk

Otto F. Kernberg ist Direktor des Personality Disorder Institute am New York-Presbyterian Hospital, Westchester Division und Professor für Psychiatrie am Weill Cornell Medical College, New York. Er war lange Präsident der Internationalen Psychoanalytischen Vereinigung (IPA) und gilt als einer der bedeutendsten psychoanalytischen Forscher und Theoretiker.


Digitalisierung im Kinderzimmer – nützliche Links

Dieses Bild hat ein leeres Alt-Attribut. Der Dateiname ist image-3.png
Hirnentwicklung im Mutterleib

Alles Verhalten hat Auswirkungen.
Diese Wirkungen hängen von Inhalten, von Art und Dauer eines Gebrauches sowie von der altersgemäßen Passung des Angebotes ab:
Je jünger und undifferenzierter ein Organismus,
desto langfristiger und globaler die Auswirkungen.
Je höher die Dosis,
desto gravierender die Folgen im Gehirn.

Entwicklung digitaler Medien

Marianne Büsing: Digitale Medien – Fluch oder Segen für die kindliche Entwicklung?

neuronale Vernetzung vom Neugeborenen bis 2. Lebensjahr
oben: täglicher Fernsehkosum weniger als 1 Stunde
unten: täglicher Fernsehkonsum mehr als 3 Stunden
Bild: Zeitschrift Nervenheilkunde 7/2013

Daher hier eine Liste nützlicher Links für Eltern:

http://www.dkhw.de/schwerpunkte/medienkompetenz

http://www.kika.de/fernsehen

http://www.tivi.de/

http://www.arte.tv/guide/de/pus7/junior

http://www.helles-koepfchen.de/

http://www.kinderfilmwelt.de/

http://www.iff.de/

http://www.handysektor.de/

http://www.surfen-ohne-risiko.net/

http://www.klicksafe.de/

http://www.klick-tipps.net/

http://www.surfen-ohne-risiko.net/

http://www.chatten-ohne-risiko.net/

http://www.internet-abc.de/

http://www.fimmo.de/

http://www.seitenstark.de/

http://www.zum.de/

http://www.hanisauland.de/

https://www.fragfinn.de/

http://www.watchyourweb.de/

http://www.schau-hin.info/

http://www.internet-abc.de/

http://www.erfurter-netcode.de/

http://www.checkeins.de/videos

http://www.jugendschutz.net/

http://www.jugend-support … bietet Hilfe bei Stress im Netz

Johanniskraut und Johannistag 24. Juni

Tüpfel-Johanniskraut (Hypericum perforatum, Hypericaceae) in Königsberg

Der Johannistag stand früher für den längsten Tag des Jahres. Die Menschen hatten die Namen der Heiligen im Kopf, aber noch keinen Kalender. Jedenfalls werden die Tage wieder kürzer, das heißt, die Spargelsaison endet, und auch Rhabarber sollte nicht mehr geerntet werden. Beide müssen nun Reserven fürs nächste Jahr bilden. Andererseits treiben kahl gefressene Bäume neu aus, das ist der Johannistrieb. Eine Heilpflanze, die um diese Zeit mit der Blüte beginnt, ist das Johanniskraut (Heilpflanze 2019). Es heißt auch Hartheu und ist in Biebertal sehr verbreitet. Das Kraut aus Blättern und Blüten gibt einen guten Tee gegen depressive Stimmungen. Der Wirkstoff Hyperforin ist auch in Antidepressiva enthalten. Die Wirkung merkt man 2-3 Wochen ab Beginn der Teekur. Aber Vorsicht! Die bekannteste Nebenwirkung ist eine zunehmende Lichtempfindlichkeit vor allem bei sehr hellhäutigen Menschen. Auch die Wirkung der Antibabybille kann herabgesetzt werden. Bevor Sie an die Ernte gehen, halten Sie die Pflanze gegen das Licht. Nur wenn Punkte auf Blüten und Blättern zu sehen sind (Tüpfel), haben sie die richtige Art. Alternativ: Zwischen zwei Fingern zerquetschte Blütenblätter sollten rötlichen Saft absondern.
Ein sehr gutes Pflege- und Heilöl, das bei Brandwunden 1. Grades, bei Schürfwunden und kleinen Rissen hilft sowie allgemein gereizte Haut beruhigt, .kann man mit wenigen Mitteln herstellen:

  1. Blüten und wenige Blätter vom Stängel streifen
  2. Ein Schraubglas locker mit dem Kraut befüllen
  3. Mit Olivenöl aufgießen, so dass die gesamten Pflanzenteile mit Öl bedeckt sind
  4. An einem warmen und wenn möglich sonnigen Ort sechs Wochen ziehen lassen und ab und zu schütteln
  5. Das mittlerweile rot verfärbte Öl abseihen und eher dunkel bei Zimmertemperatur lagern.

Übrigens haben wir momentan in Biebertal noch sechzehneinhalb Stunden Tageslicht, nämlich vom 16. – 18. Juni 16,32 Stunden, vom 19. – 22. Juni 16,33 Stunden und vom 23. – 25. Juni wieder 16,32 Stunden. In München sind es nur 16,04, aber in Flensburg 17,16 Stunden.

Quellen: https://www.die-rathausapotheke.de/leben/johanniskraut/
https://sonnenaufgang-sonnenuntergang.de/?location=35444%20,%20Biebertal
Foto: Eveline Renell

Gründliches Händewaschen: Lächerlich oder revolutionär?

Bild zu Plakatserie "Wo waren deine Hände heute?"
Foto Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung

Im google-doodle vom 20. März wird der Arzt Ignaz Semmelweis gewürdigt. Er war ein Chirurg und Geburtshelfer in Wien um 1850. Ihm war aufgefallen, dass bei den Wöchnerinnen*1) der öffentlichen Krankenhäuser die Fallzahlen von Kindbettfieber in den Abteilungen, in denen Ärzte arbeiteten, um ein Vielfaches höher lagen als in den Abteilungen, wo Hebammenschülerinnen arbeiteten. *2)
Auf Grund genauer Beobachtung, einem Zufall und der Schlussfolgerung, dass es daran lag, dass Ärzte auch Leichen sezierten und oft mit ungewaschenen Händen zur Gebärenden gingen, veränderte er sein Verhalten und seine Anweisungen. Nicht nur mussten sich die ihm unterstellten Ärzte jedesmal nachdem sie eine Leiche seziert hatten, gründlich die Hände waschen. Nein, sie mussten sie auch mit Chlor desinfizieren. Dafür wurde er von seinen Kollegen gründlich ausgelacht, angefeindet und ihm bei seiner Karriere Steine in den Weg gelegt.

Erst einige Jahre später, nachdem in der von ihm geleiteten Abteilung die Sterbefälle drastisch zurück gingen, setzte sich die Tugend des Händewaschens in Ärztekreisen durch. Sie fand bald Eingang in die Kindererziehung mit der regelmäßigen Frage vor dem Essen: “Hast du dir auch die Hände gewaschen?”

In Zeiten mit erhöhtem Infektionsrisiko wie jetzt bei der Pandemie durch das Covit 19 Virus ist gründliches Händewaschen das A&O.
Normalerweise lernt man in der Hygiene, dass es immer v o r der Desinfektion steht.
Nicht zu vergessen: Auch im privaten Haushalt sollte man die Händehandtücher – und die Waschlappen aus der Küche – täglich in die Wäsche geben.


*1) So nannte man früher die Mütter direkt nach der Entbindung, weil sie eine Woche lang im “Wochenbett” bleiben mussten
*2) Sterberate damals 5 – 15%, zum Teil bis 30 Prozent;
Säuglingssterblichkeit heute in Deutschland 3,3 Promille

Quelle: wikipedia

Begriffs-entwirrungen

Schlange Kaa mit ihrem verwirrungstiftenden Blick; aus dem Film “Dschungelbuch”.
Bild: Anne Möller

Oft, so erlebe ich das in meiner Praxis, wissen die Menschen überhaupt nicht, was sie mit Begriffen wie Psychotherapie, Physiotherapie, Psychiater, Psychologe, Facharzt für Psychosomatische Medizin, Psychotherapeut HPG usw. anfangen sollen.
Daher mache ich mich hier mal an die Entwirrung und Aufklärung der Begriffe und ihre Ausbildungs-hintergründe.

Psychische Krankheiten sind etwas Alltägliches und Normales, genau wie körperliche Erkrankungen. Sie betreffen immer den ganzen Körper und sein Umfeld. Sie können jeden treffen, ob jung oder alt, männlich, weiblich wie divers, hier geboren oder zugezogen, ob familiär vorbelastet oder nicht.
Oft sind Symptome wichtige Warnsignale des Körpers, die Schlimmeres verhindern helfen können. Schmerzen z.B. machen auf eine Schädigung irgendwo im Körper aufmerksam, die man beachten sollte.
Zum Teil sind Symptome die Folgen von Konflikten, Traumatisierungen oder andere Verarbeitungsstörungen; seien es akute oder chronische Belastungen z.B. in Familie oder Beruf, Ängste, Depressionen, süchtige Abhängigkeiten, Folgeerkrankungen von schrecklichen Erlebnissen oder was auch immer.
Scheuen Sie sich nicht Ihre dahingehenden Wahrnehmungen frühzeitig mit ihrem Arzt, ihrer Ärztin oder gar einer Psychotherapeutin oder einem Psychotherapeuten anzusprechen!

Manche Menschen scheuen ein erstes Gespräch, weil sie grundsätzlich nicht gerne über Gefühle sprechen, schon gar nicht mit einem Fremden. Andere können sich nicht vorstellen, was in einer Psychotherapie passiert und ob Reden „etwas bringen“ kann. Wieder andere hätten gerne einfach Tabletten, die eine schnelle Reparatur bewirken sollten.
Unter >Wissen< finden sich unter dem Titel “Auch unser Gehirn ist ein Organ / Teil unseres Körpers” noch mehr verständliche sowie wissenschaftlich überprüfte Informationen der Bundes-psychotherapeutenkammer, auf die Sie sich verlassen können.

Psychotherapie, Physiotherapie, Psychiater, Psychologe, Facharzt für Psychosomatische Medizin, Psychotherapeut HPG usw.; das “Wer, was, wie” in der Psychotherapie. … Was bedeuten diese Begriffe?

Dieses Bild hat ein leeres Alt-Attribut. Der Dateiname ist image-11.png
Bild bearbeiten

Starten wir mit Physiotherapie / Physiotherpeut-in

Das Wort stammt aus dem altgriechischen und setzt sich aus physis Natur, Körper + therapeia Dienen, Pflege, Heilung, Wiederherstellung von Funktionen zusammen.
Früher nannte man das Krankengymnastik, aber auch MassageReha-Sport und spezielle Trainingsformen oder die äußerliche Anwendung von Heilmitteln zählen hierher.
Dabei geht es vor allem darum, die Bewegungs- und Funktionsfähigkeit des menschlichen Körpers wieder herzustellen, zu verbessern oder zu erhalten.
Hierbei geht es also vor allem um den Körper.
In der Medizin wird der Begriff Soma für den Körper des Menschen benutzt.

Als Begriff für den alten Begriff Seele  wir für die geistigen Funktionen heute der Begriff Psyche benutzt.

Psychotherapie,

der Begriff ist ebenfalls aus dem Altgriechischen abgeleitet, von psyche „Seele“ + therapeia „Behandlung“,
Psychotherapie bezeichnet allgemein die „gezielte professionelle Behandlung psychischer Störungen oder psychisch bedingter körperlicher Störungen mit psychologischen Mitteln. Die dabei angewandten Verfahren, Methoden und Konzepte sind historisch durch verschiedene Psychotherapieschulen geprägt.
Für die Zulassung als Psychotherapeut gibt es verschiedene Voraussetzungen:

12 Semester Medizinstudium, incl. 3 Staatsexamen.
Mit gültiger Approbation weitere 5-6 Jahre Facharztausbildung als Assistenzarzt
+ berufsbegleitende psychotherapeutische Weiterbildung, neuerliche Prüfung

12 Semester zum Diplom in Psychologie oder
8 Semester zum Bachelor of Science (BSc) im Fach Psychologie
+ aufbauend einen Master (MSc) in Psychologie oder klinischer Psychologie und Psychotherapie
+ 3- und 5-jährige staatlich anerkannte Ausbildung in Psychologischer Psychotherapie oder in  Kinder- und Jugendlichenpsychotherapie mit Prüfung

Ausbildung nicht geregelt,
lediglich amtsärztliche Prüfung nach dem Heilpraktikergesetz „HeilprG“,
wobei grundsätzlich gewusst werden muss, was ein Heilpraktiker nicht behandeln darf, wann zum Arzt geschickt werden muss.
Das beinhaltet natürlich auch fachliches Wissen, allerdings qualitativ ungewiss.

Wichtig zu merken: Körper und Psyche sind nichts getrenntes; nur in der Welt der Worte gibt es diese Unterscheidung.


Spezielle Facharzttitel sind:

Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie,
Facharzt für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie,
Facharzt für Kinder- und Jugendpsychiatrie und -psychotherapie,
Fachärzte für Psychiatrie = Psychiater, während
Fachärzte für Nervenheilkunde oder Fachärzte für Neurologie und Psychiatrie auch Nervenärzte genannt werden


Psychologenberufe
in der Therapie:

Erwachsenen-
psychotherapeut
oder
Kinder- und Jugendlichen-Therapeut


Berufsbezeichnung
“Heilpraktiker für Psychotherapie”
bzw. “Praxis für Psychotherapie – nach dem Heilpraktikergesetz” oder “Praxis für Psychotherapie”

Legen jetzt die Hähne Eier?

Diese Eierverpackung sah ich kürzlich bei Edeka und stellte mir die Frage „Legen jetzt die Hähne Eier?“ Man muss näher hinsehen, dann steht da „Wir ziehen die Bruderhähne mit auf.“


12 Milliarden Eier von ca. 40 Millionen Legehennen werden jährlich in Deutschland verbraucht. Logischerweise ist bei der Geburt die Hälfte der Küken männlich. Da sie den Maststandards für Hähnchenfleisch nicht entsprechen, werden also 40 Millionen Küken nach dem Schlüpfen getötet. (Statistisches Bundesamt vom 1. 12. 2016) Weitere Informationen bei www.bruderhahn.de
Ein wesentlicher Aspekt dieser Fehlentwicklung ist die Züchtung von Hochleistungstieren für die Eiererzeugung oder die Milchproduktion. Hybrid-Hühner legen ca. 300 Eier pro Jahr, sind aber nach 2 Jahren „fertig“ – und werden abgeschlachtet. Alte Rassen, wie sie noch von Hobbyzüchtern gehalten werden, leben fünf – neun Jahre, legen 140 – 180 Eier pro Jahr, pausieren aber im Winter https://www.huehner-haltung.de/haltung/produktive-huhn/ . Deshalb wurden Eier haltbar gemacht, zum Beispiel für 3-6 Monate in einer „Wasserglas“-Lösung (Natriumsilikat). Früher hielt man Doppelnutzungsrassen, die auch zur Fleischverwendung geeignet waren. Außerdem waren die Mastzeiten länger. Wir müssen weg vom „Schneller, höher, weiter“. Tierzucht ist keine olympische Disziplin!

Pressemitteilung 6. Dezember 2019 Bruderhahn Initiative wird zu Brudertier Initiative
Auf ihrer letzten Mitgliederversammlung hat die Bruderhahn Initiative Deutschland (BID) die Weichen für eine Neupositionierung der Initiative gestellt. Es wurde beschlossen, sich für weitere Tierarten zu öffnen, um den eigenen ethischen Anspruch an die Tierhaltung über die Eierproduktion hinaus geltend zu machen.

Die dafür erforderliche Satzungsänderung wurde von der Mitgliederversammlung verabschiedet. Demnach wird die Bruderhahn Initiative in Brudertier Initiative umbenannt, wobei die Abkürzung BID erhalten bleibt. Beschlossen wurden außerdem Änderungen bei der Zertifizierung für das BID-Siegel und den Abrechnungsmodalitäten. Nach den politischen Erfolgen, die die Bruderhahn Initiative für die Thematik des Kükentötens erzielen konnte, wurde aus der Öffentlichkeit vermehrt an die BID-Mitglieder herangetragen, dass es auch im Bereich anderer Tierarten offene ethische Fragestellungen gibt. Es finde sich beispielsweise für Bullenkälber aus ökologischer Landwirtschaft keine ausreichende Absatzmöglichkeit im Biomarkt mit zum Teil ethisch bedenklichen Auswirkungen. Ähnlich sei die Situation für männliche Ziegenkitze und Lämmer. Hier sollen Lösungen gefunden und Vermarktungskonzepte entwickelt werden. Weitere damit in Zusammenhang stehende Fragen, wie z.B. muttergebundene Kälberaufzucht oder Ferkel-Kastration, sollen in der Brudertier Initiative in Zukunft diskutiert werden. Insbesondere wird an der Entwicklung von Richtlinien für eine Schlachtzertifizierung gearbeitet. Die Umgestaltung in die Brudertier Initiative wird über einen längeren Zeitraum realisiert werden. Einen festen Zeitplan gibt es zunächst nur für die Umsetzung des geänderten Zertifizierungs- und Abrechnungskonzepts im Bereich der Hühnerhaltung. Hier wird die Umstellung bis 31.12.2020 abgeschlossen sein. Es werden nun weitere Öko-Betriebe – z.B. aus der Rinderhaltung – gesucht, die sich mit dem Ziel der Brudertier Initiative identifizieren und sich dafür engagieren wollen, jegliche unethische Praxis bei der Haltung, dem Transport und der Schlachtung von Nutztieren zu beenden.

(Statistisches Bundesamt vom 1. 12. 2016);
www.bruderhahn.de
https://www.huehner-haltung.de/haltung/produktive-huhn/
Eigene Kenntnisse

Foto: Eveline Renell