Künstliche und natürliche Intelligenz

JUWELS-Computer im Supercomputing Centre
ist einer von Europas schnellsten Computern
The HBP (Human Brain Projekt) hat einen Atlas des Gehirns entwickelts mit einer bisher nicht bekannten Genauigkeit

KI ist die Kurzform des Begriffes “künstliche Intelligenz” und derzeit sehr viel in den Medien und in unseren persönlichen Computern zu finden. Was derzeit allerdings geboten wird, ist lediglich der erste Schritt in diese Richtung, die unser Gehirn jederzeit leistet. Eine Intelligenz kann ich ihr allerdings noch nicht zuordnen. Trotzdem leistet die künstliche Intelligenz schon vieles, was wir sonst mit unserer natürlichen Intelligenz erst zusammensuchen müssten.

Und auch die Erwartungen des Projektes, das die Arbeitsweise unseres Gehirn untersuchen sollte, hat nicht alle Ziele erreicht, die man glaubte erreichen zu können.
Die Untersuchungen unseres Gehirnes sind Ende September 2023 zu einem ersten Abschluss gekommen. Das Projekt hatte den Namen “HUMAN BRAIN PROJECT” und dauert 10 Jahre.

Dieses jetzt abgeschlossene Projekt hat nichts mit dem zu tun, was wir aktuell als künstliche Intelligenz bezeichnen. Vielmehr gibt es einen Einblick in den Aufbau unseres Gehirns, so etwas wie Google Maps, nur eben von unserem Gehirn und seiner Arbeitsweise.

ChatGPT

“künstliche Intelligenz”

wikipedia: Ob “ChatGPT” der Firma AI oder “Bard” von Google, sie sind Chatbots, die künstliche Intelligenz einsetzen, um mit Nutzern über Nachrichten und Bilder zu kommunizieren. Er nutzt moderne maschinelle Lerntechnologie, um Antworten zu generieren, die natürlich klingen und für das Gespräch relevant sein sollen. Den Chatbot entwickelte das US-amerikanische Unternehmen OpenAI mit Sitz in Kalifornien, das ihn im November 2022 veröffentlichte.”

Chatbot: Chatbot ist ein Dialogsystem, das eine Kommunikation mit einem technischen System erlaubt. Dabei werden das in Datenbanken vorhandene Wissen zusammengesetzt.

HUMAN BRAIN PROJECT

Das menschliche Gehirn

wikipedia: “Das Human Brain Project (HBP) ist ein Forschungsprojekt der Europäischen Kommission, welches das gesamte Wissen über das menschliche Gehirn zusammenfassen und mittels computerbasierten Modellen und Simulationen nachbilden soll. Als Ergebnis werden neue Erkenntnisse über das menschliche Hirn und seine Erkrankungen sowie neue Computer- und Robotertechnologien erwartet. Vorarbeiten lieferte das Blue-Brain-Projekt.”
Die Ergebnisse des Projektes wurden im September 2023 veröffentlicht

HUMAN BRAIN PROJECT

Das EU-geförderte Human Brain Project (HBP) ist im September 2023 zu Ende gegangen und feierte mit einem wissenschaftlichen Symposium am Forschungszentrum Jülich (FZJ) seinen erfolgreichen Abschluss. Das HBP war eines der ersten Leuchtturmprojekte und mit 155 kooperierenden Institutionen aus 19 Ländern und einem Gesamtbudget von 607 Millionen Euro eines der größten Forschungsprojekte in Europa. Das Forschungszentrum Jülich mit seinem weltweit führenden Hirnforschungsinstitut und dem Jülich Supercomputing Centre war maßgeblich an dem auf zehn Jahre angelegten Projekt beteiligt.

Hier der Link zu einer Zusammenfassung, was das Projekt als Ergebnisse gebracht hat.


Quellen:
https://www.humanbrainproject.eu/en/
wikipedia

Die Biebertaler Blutegelzucht, 2. Teil

Die Egel schlängeln sich zur Eiablage an den schrägen Beckenrand bis uner die blauen Kisten. Dort können die Eier an der Unterseite “geerntet” und in entsprechende Anzuchtgefäße gesetzt werden.

Aus dem Leben eines Egels: Wenn man ihnen zuguckt, sieht man, dass sie wie Delphine schwimmen. Sie sind ausgewachsen etwa 15cm lang, aber man hatte auch schon mal einen von 25cm Länge. Auf der Oberfläche befinden sich mehrere meist orangefarbene Streifen mit vielen Punkten. Auch grün klommt vor, recht hübsch.  Vermutlich entspricht diese Zeichnung unserem Fingerabdruck, das heißt, bei jedem Egel ist sie unterschiedlich.  In den Becken können sie 20 Jahre alt werden. Verwandte von ihnen, die  wir am besten kennen, sind die Regenwürmer. Wie diese bestehen sie aus Muskeln und Darmschlauch. Ein zentrales Gehirn haben sie nicht, ihre Sensoren liegen an verschiedenen Stellen, z.B. auf der Lippe. Sie sind nicht schmerzempfindlich. Auf Wasserbewegung und Klopfgeräusche reagieren sie sowie auf Gerüche. Sie haben 5 Augenpaare, die Ocellen, und können mit ihnen hell-dunkel unterscheiden.

Die Egel können es bis zu zwei Jahren ohne Nahrung aushalten. Die körpereigenen Gerinnungshemmer sorgen dafür, dass das aufgenommene Blut nicht gerinnt. Sonst würde der Egel unbeweglich. In der Aufzucht werden die Egel allerdings alle paar Monate gefüttert. Egel sind Zwitter. Sie begatten sich gegenseitig und jedes Tier legt einen Kokon ab, vorzugsweise ab August bis Oktober. Jeder Kokon enthält 10-15 Eier, aus denen nach 4-6 Wochen die jungen Tiere schlüpfen.

Mittlerweile waren alle neugierig auf die Tierchen. das foto rechts zeigt eine Umwälzpumpe

Sie wiegen anfangs nur 1g. nach der ersten Mahlzeit erhöht sich ihr Gewicht auf 9-10g, um innerhalb von zwei Tagen schon wieder auf 7g zu sinken, denn die Egel schwitzen erheblich. Das Gewicht sinkt fast wieder bis zum Ausgangswert, nur ½ Gramm mehr kommt hinzu. Ein Egel, der 20 Jahre alt wird, frisst natürlich des Öfteren und wächst auch. Das Medizinprodukt darf jedoch aus hygienischen Gründen nur einmal verwendet werden. Egel, die ihre Arbeit erledigt haben, kommen ins “Spa” in zwei Fischteiche im Krofdorfer Forst.

  • – Es gibt ca 600 Blutegelarten weltweit
    – Ca 15 Arten werden weltweit in der Heilkunde eingesetzt
    – 3 Arten befinden sich hier vor Ort:
    Hirudo verbana
    – Hirudo medicinalis
    – Hirudo orientalis

    – bbez verkauft Hirudo verbana als Arzneimittel

Es gibt ca. 600 verschiedene Egelarten weltweit. In der bbez verwendet man vorzugsweise Hirundo verbana, den ungarischen Egel. Er wird in der Donau und in der Save gefangen und kommt erstmal in Quarantäne. Mit den Tieren aus eigener Vermehrung kommt er nicht in Berührung. In den Wasserbecken wird das Wasser über Umwälzpumpen mit Filtern gereinigt. Die Becken sind wunderschön mit Seerosen bepflanzt (Winter?). die Pflege wird nur von Frauen vorgenommen, die gefühlvoller mit ihnen umgehen als Männer.

Wer sind die Abnehmer der Egel?
Die bbez darf nicht direkt an den Endkunden vermarkten. Der Versand geht an Ärzte, Tierärzte Heilpraktiker weltweit. Außerdem werden Apotheken beliefert, die sich auf Online-Versand eingestellt haben. In Biebertal ist das die Apotheke am Schindwasen.

Ein hoher Bedarf an Egeln besteht im Leistungssport sowie nach schweren Verletzungen

analgetisch = schmerzlindernd; antiinflammatorisch = entzündungshemmend; vasoaktiv = (Blut)Gefäße beeinflussend ; Antikoagulatorisch = gerinnungshemmend; Thrombozytenaggregationshemmer = “Blutverdünner”; Lysierend= Zellwand wird leichter durchdrungen

Für weitere Informationen über die Biebertaler Blutegelzucht siehe: blutegel.de Startseitenmeldungen: Neue Teiche werden bezogen

Fotos: Eveline Renell

Die Biebertaler Blutegelzucht – bbez, 1. Teil

Dieses schöne Bild wurde von Kunststudenten entworfen, um die Egel positiv darzustellen.

Am 16. Mai konnte ich auf Einladung des Gewerbevereins an der Besichtigung der bbez Teil nehmen.
Um es vorweg zu sagen: Was anfangs nicht nur bei mir mit leichtem Ekelgefühl besetzt war, hat sich durch die liebevolle Schilderung, mit der Herr Galatis seine Schutzbefohlenen beschrieb, in großes Interesse verwandelt.Dieses

Bis in die 80er jahre war hier die Gärtnerei Wollnich, die jetzt gemeinsam mit Samer das Bestattungsunternehmen hat. Familie Wollnich gab die Zierpflanzengärtnerei wegen der hohen Energiekosten auf.  Die ZAUG übernahm den Betrieb als Blutegelzucht. Diese entstand 1989 aus der Idee, dass man anhand eines Produktes, das sensibel auf seine Handhabung reagiert, beruflich schwer integrierbare Menschen in Schlüsselqualifikationen ausbilden kann. Zudem war der Blutegel zu dieser Zeit ein Produkt, von dem nicht die Gefahr ausging, einem Wirtschaftsbetrieb Konkurrenz zu machen, wenn er in einem sozialen Projekt mit öffentlicher Förderung entstand. Vorausgegangen war ein kleiner Teich am Ende des Gewächshauses. Frau Wollnich brachte Egel aus ihrer Behandlung gegen Rheuma in Bad Endbach mit. Dort wurden sie aus der Türkei importiert, standen aber nur im Sommer zur Verfügung.

Anfangs wurden pro Jahr etwa 5000 Egel verkauft. Schnell war klar, dass gleichzeitig Therapeuten ausgebildet werden mussten. Die ersten Seminare gab es 1992. 2022 nahmen etwa  400 Leute an ihnen Teil. „Blutegel sind Arzneimittel“. Sie waren aber nicht als solche zugelassen. Als Ausnahme durften sie dennoch weiterverkauft werden, obwohl die üblichen, wiederholbaren  Arzneimittelprüfungen an ihnen  nicht durchgeführt werden können.

Mit steigendem Umsatz und Prüfungen durch die entsprechenden Einrichtungen des Bundesgesundheitsministeriums war klar, dass die bbez nach wirtschaftlichen Gesichtspunkten geführt werden musste. Die Zaug verabschiedete sich, und das Unternehmen wurde zur GmbH mit drei Gesellschaftern. Herr Galatis ist einer von ihnen.
Die bbez nennt  sich zwar Zucht, obwohl sie tatsächlich nicht züchtet sondern nur vermehrt. Man kann die Tiere der bbze allerdings an ihrem mikrobiologischen Fußabtritt erkennen. Die Egel stehen unter dem Schutz des Washingtoner Artenschutzabkommens. Für den Verkauf sind CITES-Papiere notwendig.*1)

-1990 entstanden aus einem Projekt der ZAUG
-seit 2004 Erlaubnis zur Herstellung von Blutegeln als Arzneimitttel
-Privatisierung und Gründung der Biebertaler Blutegelzucht
-Mitarbeiter insgesamt: 40
-Grundstücksfläche 6012 m²
-Eigene Vermehrung und Zucht, Handel und Forschung
-Zertifizierung nach GMP *2) und ISO 2009:2015
-Schulung von Fachpersonal (2022 rund 380 Personen)

*1) Magazin/Cites-und-EU-Bescheinigungen, was steht drin?

*2) GMP =Good Manufacturing Practise = Gute Herstellungspraxis (bei Arznei- und Futtermitteln)

*3) ISO Internationale Standardisierungs Organisation (seit 1987)

Teil 2 behandelt “Aus dem Leben eines Egels”

Palmsonntag – Brauchtum

Palmen in Bordighera, der Ort aus dem der Pabst die Palmen für Ostern erhält (Repro von eigenem Foto)

Vor 60 Jahren wurde ich im März 1963 am Palmsonntag konfirmiert. Nach einem langen, harten Winter konnten wir endlich um den 10.März die ersten Schneeglöckchen pflücken, die mit Buchs von der Gärtnersfrau zu kleinen Sträußchen gebunden wurden. Konfirmation am Palmsonntag war damals üblich. Mit der Konfirmation werden die jungen Menschen als vollwertige Mitglieder in die Kirchengemeinde aufgenommen. Der Termin hatte allerdings den Grund, dass das Schuljahr damals noch am 1. April begann (bis 1966). Alle, die nach acht Volksschuljahren eine Lehre begannen oder ins Berufsleben eintraten, sollten dies mit der Reife tun, die durch die Konfirmationsfeier erlangt wurde.

Woher kommt der Name Palmsonntag? Im Matthäus- und Johannes-Evangelium wird beschrieben, wie die Bevölkerung von Jerusalem Jesus, der auf einem Esel in die Stadt reitet, mit Palmzweigen willkommen heißt. Vermutlich haben sie damit vor ihm die Straße gekehrt oder die Zweige als Schutz gegen die Sonne über ihn gehalten. Seit dem Mittelalter wird dieser Einzug auch in manchen Gemeinden nachgespielt und ist ins Brauchtum eingegangen.
Ich habe mal geguckt, in welchen Gemeinden es eine Palmenstraße gibt. Das ist in Mainz und Düsseldorf der Fall, in Düsseldorf am Rande des Floraparks. In Köln gibt es den Palmenweg, der sich in einem Stadtviertel mit Baumnamen befindet. Daneben gegriffen hat dagegen jener westdeutsche Hotelier, der nach 1990 in Eisenach im Palmental ein Hotel errichtete und in guter Absicht die Gartenanlage um das Gebäude mit vielen Palmen bepflanzen ließ. Im nächsten Winter waren alle erfroren.
Warum heißt die Straße aber Palmental*)? Hier ist es feuchter als in der übrigen Umgebung, weshalb die Salweide sehr gut wächst. Und da in Deutschland eben nicht wie in Jerusalem Palmen gedeihen, hat man den Einzug von Jesus am Sonntag vor Ostern mit einheimischem Gehölz nachgespielt. Die Weidenkätzchen blühen meistens schon und selbst wenn nicht, so sind sie mit ihren zarten silbrigen Knospen sehr dekorativ und leicht zu bekommen. Auf Osterkarten noch vor dreißig Jahren sind sie fast immer abgebildet. Da die Weidenkätzchen als Ersatz für die Palmenzweige genommen wurden, so nannte man sie zur Osterzeit auch Palmkätzchen. Und die konnte man im Eisenacher Palmental reichlich schneiden.

Palmbuschen mit Weidenkätzchen und Buchsbaum
(Foto Münchner Kirchenzeitung)


Es war Sitte, vor allem in katholischen Gegenden, einen Palmstock oder Palmbuschen zu binden und ihn in einem Zimmerwinkel aufzuhängen. Er sollte auch gegen Krankheiten schützen. Was nach Aberglauben klingt, hat einen realen Hintergrund. Schneidet man die Weidenzweige in kleine Stücke und bereitet daraus einen Tee, so nimmt man Salicin auf, das in der Leber zu Salicylsäure umgebaut wird. Und das ist der wirksame Stoff, der Fieber senkt, Schweiss treibt, Schmerzen lindert und Keime abtötet. Den Namen hat die Salicylsäure (wesentlicher Bestandteil von Aspirin) von der Weide bekommen, die botanisch Salix heißt – und von der es viele Arten gibt. – Nebenbei: Auch das im Keltengarten angebaute und in der Gemarkung reichlich zu findende Mädesüß enthält diesen Stoff.

*)An der Straße Palmental liegt auch die Alte Mälzerei, die ich 2005 erstmals im Rahmen von Recherchen zur Zichorienwurzel aufsuchte. Heute beherbergt sie ein Jazzmuseum und einen Jazzclub. So ist auch das Lippmann+Rau-Musikarchiv – Internationales Archiv für Jazz und populäre Musik der Lippmann+Rau-Stiftung in Eisenach hier beheimatet.

500 ml Leben – Blutspenden – Blut spenden!

Viele von uns gucken mehr oder weniger regelmäßig irgendwelche Krankenhausserien, in denen operiert wird. Blut steht dabei immer in großen Mengen zur Verfügung. Und wie sieht es in der Praxis aus?

Nicht immer wird bei Blut-Transfusionen das komplette Blut übertragen. Durch Zentrifugieren des Blutes wird das gespendete Blutspende in die einzelnen Bestandteile Blutplasma, Blutplättchen und Blutkörperchen aufgeteilt.

Wieviel Blut haben wir normalerweise?
– Bei Frauen sind es etwa 65 ml pro kg Körpergewicht, in der Schwangerschaft kann die Blutmenge um 1,5l zunehmen
– bei Männern 75 ml pro kg Körpergewicht
– bei Neugeborenen 100 ml pro kg Körpergewicht
– bei Kleinkindern 85 ml pro kg Körpergewicht
– bei Profisportlern 95 ml pro kg Körpergewicht

*2) (aus Nachrichten) Etwa 8 Millionen Deutsche sind Träger eines Gendefektes, bei dem sich zu viel Eisen im Blut befindet (Hämochromatose). Aussagefähig ist der überhöhte Eisenwert nur in Kombination mit dem Ferritin-Wert (= Eisenbestand im gesamten Körper).
Eisenüberladung lässt sich pragmatisch definieren. Es beschreibt den Zustand, wo überschüssiges Eisen sich in wichtigen Körperorganen ablagert. Das sind typischerweise die Leber, das Herz, aber auch viele Drüsen, wie zum Beispiel die Bauchspeicheldrüse. Und all diese Organe können langfristig in ihrer Funktion eingeschränkt werden durch diese Eisenüberladung.“ PD(Privatdozent) Dr. Karl-Anton Kreuzer von der Klinik I für Innere Medizin an der Uniklinik Köln; Quelle Deutschlandfunk-Archiv – und etliche andere Belastungen wie z.B. Beschwerden großer Gelenke – können auftreten.


Die meisten im Artikel verwendeten Werte stammen aus der oben angegebenen Antwort und dem Blutspende Podcast des DRK: https://www.blutspende.de/itsamatch/podcast

Uralte Verwandte beeinflussen Gesundheit heute

Mandatory Credit: Photo by De Agostini Picture Library/REX/Shutterstock (5165320a) Mummy of Thutmose IV. Detail. Egyptian civilisation, New Kingdom, Dynasty XVIII. Cairo, Egyptian Museum VARIOUS

Der diesjährige Nobelpreisträger in Medizin Prof. Dr. Svante Pääbo hat überzeugende Nachweise für die menschliche Evolutionsbiologie erbracht. Dem Paläogenetiker Pääbo vom Max-Plank-Institut für Evolutionäre Anthropologie in Leipzip gelang mit Hilfe der Molekulargenetik nicht nur die Aufklärung evolutionärer Verwandschaftsverhältnisse; er konnte damit zudem zeigen, dass dieses jahrtausende alte Erbe bis in die Neuzeit fortwirkt. Archaische Gensequenzen von längst ausgestorbenen Hominiden, wie den Neandertalern z.B., beeinflussen noch heute physiologische Prozesse und sind für heutige Erkrankungen von Bedeutung. Sie entscheiden z.B. mit, wie unser Immunsystem auf den COVID-19-Virus reagiert.

Nur ein Vierteljahrhundert liegt zwischen dem ersten Entdeckungshöhepunkt, Mumien-DNA sequenzieren zu können, und der Analyse von ausgestorbenen Hominiden und anderer Vorfahren. Problematik: deren Gensequenzen sind über die Zeit einerseits in kleine chemische Sequenzen zerfallen und andererseits mit Genfragmenten anderer Herkunft (z.B. Bakterien oder von heutigen menschlichen Zeitgenossen) kontaminiert und mussten isoliert aufgeschlüsselt werden. Diese Methodenverfeinerung nahm Jahre in Anspruch.
2010 markiert das Jahr der größten Durchbrüche. Seinerzeit gelang es zum einen, die längste Genomsequenz von Neandertalern zu veröffentlichen. Pääbo schätzte damals vorsichtig, es handele sich um 60 % des Neandertaler-Genoms. Ins gleichen Jahr fiel die Veröffentlichung über die Funde in der Denisova-Höhle in Sibirien. Dort wurde die gut erhaltene DNA aus Fingerknochen einer bisher unbekannten Hominiden-Familie entdeckt und damit zugleich überkommene evolutionäre Vorstellungen korrigiert: Während ein Teil der Experten die These favorisierte, der moderne Mensch habe sich von Afrika aus überall hin ausgebreitet, ging der andere davon aus, es habe unabhängig voneinander regional verschiedene Entwicklungsorte gegeben. Beides stimmt nicht, wie Pääbo darlegen konnte.

Der größte Genpool des modernen Menschen kommt tatsächlich aus Afrika, aber 1-3 % des Genoms aller Meschen au0erhalb der Subsahara stellen ein Neandertal-Erbe dar. Zusätzlich stammen 5 % des Genoms von der Denisova-Hominiden-Gruppe ab. Die Neandertaler speisten außerdem Genmaterial in die Denisova-Bevölkerung ein, die ihrerseits Input von einer noch unbekannten Hominiden-Familie erhielten, die sich vor mindestens 1 Million Jahre von der menschlichen Genlinie abspaltete. Zusammengefasst: „Fast alle sind mit allen verwandt.“
Im Abgleich von modernen Menschen verschiedener Kontinente lässt sich erkennen, dass sich die DNA-Sequenzen von Neandertalern und denen der heutigen Bevölkerung Europas und Asiens ähnlicher sind als derjenigen des afrikanischen Kontinents. Während der Homo sapiens zuerst von 300.000 Jahren in Afrika auftaucht, haben Neandertaler vor rund 400.000 Jahren vornehmlich Europa und den westlichen Teil Asiens besiedelt. Bis von 30.000 Jahren haben sie mit den modernen Menschen koexistiert, die vor rund 70.000 Jahren im mittleren Osten und danach in Europa auftauchten. Der Sex mit Neandertalern war dabei ziemlich einseitig, wie Pääbo aus Mitochondrien-DNA, die ausschließlich von Müttern vererbt wird, nachweisen konnte. Das Fehlen von m-DNA aus Neandertal-Herkunft lässt schlussfolgern, dass nur Neandertaler-Männer ihre Gene in den modernen Genpool einschleusten, sich also mit Frauen des Homo sapiens paarten.

Ein wesentlicher Treiber für den Einschluss von Neandertaler-Genen stellen RNA-Viren dar. Denn die Neandertal-Spuren im Genom des heutigen Menschen sind bevorzugt Segmente, die Proteine kodieren, die mit diesen Viren interagieren; z.B mit HIV- und Influenza-A-Viren besonders starke Reaktionen zeigen. Dabei ergeben sich einerseits stärkere Bedrohungen durch diese Viren, andererseits aber auch neue Gene, um der neuen Infektionen Herr zu werden.
Auch für COVID-19 konnten Pääbo und sein Kollege Zeberg zeigen, dass Wechselwirkungen vom Neandertaler-Erbe von vor 10 – 20.000 Jahren das Risiko schwerer Erkrankungen an COVID um 22 % verringern, aber eben auch, dass andere Gen-Cluster die Gefahr von Atemwegsversagen nach SARS-CoV-2-Infektion erhöhen. Auch für Pockenviren und den Erregern der Pest, die vor 7 – 10.000 Jahren auftraten, dürften solche Genvarianten eine Schutzwirkung entfaltet haben.

Quelle: Dr. med. Martina Lenzen-Schulte
Dt. Ärzteblatt, Jg. 119, Heft 41, 14.10.2022, S. A1752-1754

Welchem Zwecke dient die Zecke?

Der Gemeine Holzbock (Ixodes ricinus) – der Name kommt von der
Ähnlichkeit mit Rizinus-Samen

Zunächst eigentlich keinem. Ein paar Vögel verspeisen sie als zusätzlichen Happen. Der Madenhacker in Ostafrika ernährt sich von Zecken, vor allem aber warnt er die Büffel vor sich nähernden Jägern. Meine Überschrift ist zugleich der Titel eines 95 Seiten starken, launig geschriebenen Buches der Ärztin Dr. med. Petra Sommer. Ich habe es gekauft, weil ich sehr stark von Zecken befallen werde. In diesem Jahr waren es schon etwa 25. Ich lasse mich auch gegen FSME (Frühsommer-Meningo-Encephalitis*1)) impfen, weil die Zecken, die dieses Virus im Speichel tragen, unserer Region gefährlich nahe kommen – siehe Bilder.

Deutschlandweit verzeichnete das RKI von 2002 – 2021 6642 Fälle von FSME
Süd-Osthessen ist betroffen sowie der
Kreis Marburg-Biedenkopf

Weltweit kennt man um die 900 Zeckenarten. Während in Deutschland früher nur der Gemeine Holzbock, eine Schildzecke, vorkam, haben Klimaerwärmung und Globalisierung die bei uns vorkommende Artenvielfalt erhöht, in diesem Fall nicht zu unserer Freude. Der Gemeine Holzbock lebt in allen Klimazonen außer der Arktis. *2)
Auwaldzecke: Vor allem für Hunde gefährlich, Hundemalaria
Igelzecke: Sie lebt in Igelbauten, befällt viele Kleintiere der Wildnis; FSME und Borreliose
Schafszecke: Viele Fiebererkrankungen; besonders gefährdet sind Hunde, Schafe und Rinder
Taubenzecke; Vorsicht Taubenhalter! Für Menschen bisher nur allergische Reaktionen nachgewiesen, aber bis zum anaphyllaktischen Schock*3); kann 11 Jahre fasten.
Hyalomma-Zecke: Früher nur in Südeuropa, Wüstengebiete Afrikas und Asiens, Krim-Kongo-Fieber, Fleckfieber; Diese Zecke verfolgt ihre Opfer auf bis zu 100m Distanz. Erste Vorkommen in Deutschland 2018 nachgewiesen. Eine der wenigen Arten mit Augen. Sie legt etwa 20000 Eier.
Braune Hundezecke: Kommt bisher nur in Südeuropa vor, Es besteht aber die Gefahr, dass sie sich durch obdachlose Hunde, die nach Deutschland gerettet werden, auch hier ansiedelt. Sehr aktiv, in Tierheimen und Wohnungen mit Hunden.

Einige Krankheiten wurden bereits oben genannt. Der Gemeine Holzbock überträgt FSME und Borreliose, von der es verschiedene Arten gibt. 80.000 bis 120.000 Menschen erkranken in Deutschland pro Jahr an der Lyme-Borreliose. 12 bis 24 Stunden nach dem Stich (das Bakterium lebt im Darm der Zecke), aber nur in der Hälfte der Fälle kann die so genannte Wanderröte auftreten. Wer sicher gehen will, lässt sich in jedem Fall ein Antibiotikum spritzen, denn der Verursacher ist ein Bakterium (Borrelia burgdorferi).
Die zweite Krankheit, wird durch das FSME-Virus übertragen, das der Gemeine Holzbock im Speichel trägt. Dadurch gelangen die Viren sofort in die Wunde. Gegen Viren hilft nur Impfung, keine Antibiotika. Die Impfung erfolgt in drei Schritten. Erstimpfung, zweite nach vier Wochen, dritte sechs bis neun Monate später.
Ich lasse mich deshalb impfen, weil die Zecken mich so gerne haben. Tödliche Ausgänge gibt es beim Europäischen Holzbock in 1-2% des Befalls durch Virusträger-Zecken. Weitere Krankheitsfolgen können sehr gravierend sein. Es beginnt binnen 10 Tagen mit Grippesymptomen. Nach scheinbarer Besserung kann einen Monat später das Fieber auf 40°C ansteigen und in 10 – 30% der Fälle zu Hirnschäden führen. Langzeitschäden sind immer wieder auftretendes Fieber, Schwindel, diverse Lähmungen, Sprech-, Schluck- und Atembeschwerden *4).

Wann sind Zecken aktiv? Zecken werden aktiv, sobald es an mehreren aufeinanderfolgenden Tagen 7 Grad Celsius warm oder wärmer ist. Die „Zecken-Hauptsaison“ beginnt in Deutschland normalerweise im Frühjahr und endet im Spätherbst. In milden Wintern beginnt die Zeckensaison aber bereits im Januar und kann bis Dezember andauern. Das bedeutet, dass der Name Frühsommer-ME mittlerweile irreführend ist.
Inzwischen geht man davon aus, dass Zecken in etwa 70% aller Gärten zu finden sind, auch in gepflegten.

Jede Menge Holzbock-Weibchen (roter Panzer)

Was tun bei Zeckenbefall: So früh wie möglich entfernen. Dafür gibt es verschiedene Hilfsmittel in der Apotheke:
-die Zeckenzange
-die Zeckenkarte
-das Zeckenlasso
-zwischen zwei Fingernägeln
Was Sie nehmen, hängt von Ihrer Vorliebe ab. Wichtig: Nicht quetschen! Nach der Entfernung Wunde mit 40%igem Alkohol oder jodhaltiger Salbe desinfizieren.

Vorsorge gegen Zecken

Zecke entsorgen – was hilft? Auf fester Unterlage mit hartem Gegenstand zerquetschen oder ins Feuer werfen.

Was hilft nicht, um die Zecke zu töten? In die Kanalisation spülen – das überleben die Tiere bis zu drei Wochen; in der Kochwäsche mit Schleudern überleben 100% der Zecken, ebenso im Eis bis -13°C bis 24 Stunden.

*) Meningon= weiche Hirnaußenhaut, Encephalon=Teile im Gehirn.
*2) Zecken.de
*3) gleichzeitiges Zusammenbrechen mehrerer Organsysteme, bei 1-3 Menschen pro 1 Million jährlich mit Todesfolge
*4) zecken.de/de/was-ist-fsme

Fotos und Repros: Pfizer.Zecken.de und .rki.de

Die Inhalte stammen aus dem Buch von Dr. med. Petra Sommer: “Welchem Zwecke dient die Zecke?”, Quelle & Meyer-Verlag Wiebelsheim, Preis 9,95€

Lebens-Erwartungen

Artikel ausgelöst durch “Corona führt zu Übersterblichkeit” im Gießener Anzeiger

Graphik aus Statista

Was wünschen sich die Deutschen vom Leben? Für 70 % ist es Gesundheit, gefolgt von finanzieller Sicherheit (67%) und Familie und Freunden (60%).
„Ein langes Leben“ höre ich oft in Gesprächen mit Gleichaltrigen, weniger von Jüngeren. Da mein Vater bereits 1899 geboren wurde, kann ich meine Familie etwa bis 1870 zurückverfolgen. Patchwork-Familien gab es eine ganze Menge. Aber nicht, weil man sich scheiden ließ, sondern weil viele Frauen im Kindbett starben und der zurückbleibende Witwer wieder heiratete, auch und wohl vor allem, damit Kinder und Haushalt versorgt wurden. Das waren wohl selten Liebesheiraten, sondern Zweckgemeinschaften und würde erklären, warum die Rolle der Stiefmutter in Grimms Märchen so negativ dargestellt wird.
Um 1870 lag die durchschnittliche Lebenserwartung bei etwa 40 Jahren. Und noch 1950 starben die meisten Deutschen mit unter 70 Jahren. Heute werden Männer durchschnittlich 78,9 und Frauen 83,6 Jahre alt. Während meines eigenen Lebens, vor allem in den letzten 25 Jahren, konnte ich beobachten, wie die Zahl der Hochzeits-Jubiläen stetig stieg. In Wikipedia findet man dazu: 1991 feierten rund 71.000 Ehepaare in Deutschland ihre Goldene Hochzeit. 10 Jahre später waren rund 190.000 Paare länger als 50 Jahre verheiratet.[5] 2010 waren 1 Million Ehepaare länger als 50 Jahre verheiratet. 10.000 Paare konnten 2010 auf 65 Ehejahre zurückblicken.6]

Eveline 70, Winfried 73 Jahre alt (2017) (Foto privat)

„Wir möchten zusammen alt werden“, das ist ein Wunsch, den auch heute die meisten Paare am Anfang ihres gemeinsamen Lebens haben. In unserer Zeit wäre es vielen vergönnt. Mit den Großeltern meines Mannes konnten wir 1997 noch die Gnadenhochzeit (70 Jahre) feiern. Sie konnten Kinder und Enkel aufwachsen sehen und sogar die Geburt und Kindheit der Urenkelin erleben. Das war vor 150 Jahren eine große Seltenheit. Kaum jemand wurde „alt wie Methusalem“.

Was bewog mich eigentlich zu diesem Artikel? In Corona-Zeiten ist immer wieder von „Übersterblichkeit“ die Rede. In einem Interview von Karl Schlieker mit dem Vizepräsidenten des Statistischen Bundesamtes (Gießener Anzeiger vom 10. 12. 2021) heißt es dazu „Im Jahre 2020 waren nur drei Prozent der Verstorbenen jünger als 60 Jahre, 70% waren dagegen älter als 80 Jahre. Covid-19 war in dieser Altersgruppe die dritthäufigste Todesursache. Häufig hätten die Betroffenen mehrere Vorerkrankungen wie Bluthochdruck, Demenz, Niereninsuffizienz und Diabetes.
Daraufhin habe ich mal die Todesanzeigen des Monates Dezember im GA ausgewertet (die ich seit Beginn der Corona-Pandemie täglich verfolgt habe).

Meine Auswertung ergab Folgendes über die Zahl der Todesfälle pro Geburts-Jahrzehnt (insgesamt 74, in 11 Anzeigen war kein Geburtsjahr genannt).

10 Frauen starben mit durchschnittlich 93 Jahren, 14 mit 85 Jahren, 6 mit 75 Jahren.
6 Männer starben mit durchschnittlich 96 Jahren, 18 mit 84 Jahren, 6 mit 73 Jahren.
Das heißt, viele wurden erheblich älter als es der durchschnittlichen heutigen Lebenserwartung entspricht.
Nun muss ich aber selber meine Liste in Frage stellen. Sie zeigt nur einen winzigen Ausschnitt aus den Todesfällen in Stadt und Landkreis Gießen. Da auch Todesanzeigen Geld kosten, werden viele Menschen darauf verzichten. Und weil die Lebenserwartung noch immer stark von Bildung und Einkommen abhängt, sterben viele Menschen in viel jüngeren Jahren. Das lässt sich nur über die Sterbestatistik herausfinden.

Die bekannteste 95jährige: Queen Elizabeth
Foto Internet

Für mich heißt diese Dezember-Momentaufnahme allerdings auch: Ewig will und kann ich nicht leben. Ich habe meine Mutter und meine Oma schon lange überholt. Mein Vater starb mit 82. Wenn ich dieses Alter erreiche, habe ich noch acht Jahre vor mir. Bisher hatte ich viel Freude am Leben. Irgendwann ist unabhängig von Corona Schluss.  Von daher gefällt mir das Gerede von der Übersterblichkeit überhaupt nicht.

Quellen: .statista.com Lebenserwartung bei Geburt in Deutschland
.wikipedia.org
Hochzeitstag

Adipositas = Übergewicht

Stellte der griechische Philosoph Sokrates vor fast 2500 Jahren fest: “Wir müssen essen, um zu leben”, ist die Nahrungsaufnahme heutzutage ein zentraler Bestandteil des täglichen Lebens geworden (“Wir leben, um zu essen”).
Essgewohnheiten spielen eine entscheidende Rolle, wenn durch mangelnde Bewegung im Alltag eine eklatante Schieflage zwischen Nahungs-(Energie-)Aufnahme und körperlicher Aktivität (Energieverbrauch) entsteht.

Foto: Hessisches Ärzteblatt 10/2021, S. 543 – Dr. med. Katharina Böttger, Miriam Oster, Prof. Dr. med. Dr. oec.troph. Jürgen Stein

Aktuelle Zahlen des Robert-Koch-Instituts (RKI) zeigen, dass in Deutschland derzeit ca. 2/3 der Männer (67 %) und die Hälfte der Frauen (53 %) übergewichtig sind. (BMI > 25 kg/m²) Diese Thematik ist insofern bedeutsam, da man mit Fug und Recht in den vergangen wenigen Jahrzehnten in den westlichen Ländern von einer Epidemie an Fehlernährung sprechen kann und weil die Fettleibigkeit zahlreiche Risiken an Folgeerkrankungen für die Betroffenen beinhaltet.
Dennoch ist Adipositas in Deutschland formal nicht als Krankheit anerkannt.
Daraus ergeben sich Konsequenzen für das Therapieangebot und dessen Finanzierung durch die Kostenträger.

Grafik wikipedia

Auch die Waist-to-Hip-Ratio (WHR = Taillenumfang zu Hüftumfang) ist ein Unterscheidungsmerkmal:
Ein erhöhtes wird bei Frauen ab einem Bauchumfang von 88 cm, ein deutlich erhöhtes Risiko ab 98 cm festgestellt.
entsprechende Grenzwerte sind bei Männern 94 cm und 102 cm.

Grafik: BMI-Rechner

Bei den Ursachen spielen sowohl genetische Faktoren, mikrobielle Ursachen, z.B. der Darmbesiedelung mit nützlichen oder weniger wünschenswerten Keimen *) ein Rolle; vor allem aber Überernährung, Fehlernährung, Bewegungsmangel, gestörter Schlaf und psychosozialer Stress eine zentrale Rolle.

(* Keime = Mikroorganismen setzten sich aus den allgemein bekannten BakterienViren und Pilzen zusammen sowie aus Protozoen, Archaea und Mikroalgen.)

Während bei der Adipositas Grad I (BMI 30 – 34,9 kg/m²) mittels verschiedener Ernährungs-, Bewegungs- und Verhaltensstrategien recht erfolgreich behandelt werden kann, gibt es für die Adipositas Grad II und III nur zwei wissenschaftlich belege Therapieoptionen: geprüfte multimodale Gewichtsreduktionsprogramme *) über 6 – 12 Monate oder – im Fall unzureichenden Erfolges – die Adiopsitaschirurgie.

(* Grundsätzlich stehen 3 Interventionsebenen zum Abnehmen zur Verfügung:
1.) Erhöhung des Energieverbrauchs durch Steigerung der körperlichen Aktivität
Ausdauersport wie Schwimmen, Radfahren, zügiges Wandern (5 – 7 km/h) wirken. Sport in der Gruppe wirkt gegen soziale Isolation; Gewichtsabnahme steigert das Selbstvertrauen, vermindert Depression und Angst. Ist Sport aufgrund des Gewichts kaum zu realisieren, wird zumindest die Steigerung der Alltagsbewegungen empfohlen.

Für effektive Gewichtsabnahme sind 150 Min. +/ Woche mit Energieverbrauch von 1.200-1.800 kcal/Woche empfohlen.
Regelmäßige körperliche Aktivität mit etwa 1/3 der körperlichen Leistungsfähigkeit ist am besten dazu geeignet.
2.) Verringerung der Energieaufnahme über die Nahrung

Reduktionskost mit einem Energiedefizit von 500 kcal/Tag ist anzustreben. Die Zusammensetzung der Nährstoffe (Fett, Kohlenhydrate, Eiweiß) ist für die Gewichtsabnahme unwesentlich. Wichtig sind Vorlieben und Praktikabilität.
Vorsticht: (Pflanzliche) Schlankheitskapseln sind in der Regel ohne Wirkungsnachweis und enthalten oft illegale Substanzen (wie z.B. Amphetamin) mit erheblichen Gesundheitsgefahren.
3.) Lebensstil- und Verhaltensveränderung, die vor allem in der Gewichtstabilisierungsphase wichtig ist)

Zu Zeiten, als die wenigen Menschen auf der Erde noch als Jäger und Sammler unterwegs waren, war die Nahrungsverwertung ein wichtiges Überlebensmerkmal: wer einen Überschuss an Energie in Fettzellen speichern konnte, konnte in Zeiten des Mangels davon zehren. Seit diesen Zeiten (erst vor ca. 12.000 Jahren begannen mit der neolitischen landwirtschaftlichen Revolution neuen Ernährungsgewohnheiten) hat sich die genetische Ausstattung des Menschen praktisch nicht verändert, so dass die starke Zunahme der Adipositas in den vergangenen Jahrzehnten das Ergebnis von veränderten Lebensumständen in den Wohlstandsgesellschaften ist.

Die Folgekrankheiten der Adipositas hängen vor allem vom Ausmaß der Fettleibigkeit, dem Fettverteilungsmuster und der Dauer ab.
Besonders häufig finden sich Stoffwechsel– und Herz-Kreislauf-Krankheiten, aber auch orthopädische, gastroenterologische und onkologische Erkrankungen: Karzinome des Dickdarms, der Brüste und der Gebärmutter, der Nieren und der Speiseröhre sowie ein erhöhtes Risiko für die Entwicklung einer Alzheimer-Demenz und neuro-psychiatrische Erkrankungen gehen damit einher.

Quelle: Hessisches Ärzteblatt 10/2021, S. 543 ff
Dr. med. Katharina Böttger, Miriam Oster, Prof. Dr. med. Dr. oec.troph. Jürgen Stein

Alles was bleibt…

Gastbeitrag von Dr. Lothar Drese, Wettenberg

Die Ur-Hoffnung ist tief in uns vergraben. Es ist keine akute Hoffnung, an die wir täglich denken, aber jeder hat sie in sich. Das ist auch gut so! Was wäre das für ein Leben, wenn wir sekündlich an all das Schlimme denken würden, was jederzeit passieren könnte?
Gleichzeitig ist aber auch absolut lebensnotwendig, dass diese Ur-Hoffnung überhaupt existiert.
Das Leben besteht aus einem kontinuierlichen Wechsel von Höhen und Tiefen… die Höhen genießen wir und die Tiefen meistern wir immer durch die Gewissheit der baldigen Besserung, während der selbstverständliche Alltag weiterläuft.

Doch was, wenn die Selbstverständlichkeit wegbricht?
Was, wenn wir ein schreckliches Unglück, eine Tragödie verarbeiten müssen?
Wie oft denken wir „Mir geschieht so etwas nicht!“ oder „Das würde ich niemals tun!“?
Aber das Leben ist unvorhersehbar und vor manchen Dingen ist niemand sicher.
Alles kann geschehen, auch Dinge, die man sich niemals hätte vorstellen können.
Und dann kann ein Tief des Lebens sehr ausgeprägt sein und vor allem auch ziemlich lang andauern.
Oben erwähnte Überwindung durch Gewissheit der baldigen Besserung meistern wir über kurze Zeiträume.
Vor allem betrifft dies zumeist Situationen, in denen wir steuernd agieren können.
Gravierende Schicksalsschläge versetzen unsere Seele jedoch zunächst in einen emotionalen Schockzustand, deren Rehabilitation zum einen über einen langen Zeitraum geschieht und dessen Ende zum anderen nicht absehbar ist. Hinzukommt, dass wir diese Gegebenheiten meist hinnehmen und aushalten müssen, ohne aktiv für Änderung sorgen zu können.

Unabhängig davon, was der Auslöser ist oder wie es dazu gekommen ist, muss ein einschneidendes Erlebnis verarbeitet werden. Hierzu führt Elisabeth Kübler-Ross fünf Phasen der Bewältigung auf
(die nicht immer und nicht immer in dieser Reihenfolge oder auch wiederholt wechselnd auftreten können):

Leugnen
Die Phase des Schocks! Emotionen brechen über einen herein, die man vorher in dieser Ausprägung nicht kannte. Alles erscheint wie in einem Nebel, in einer Trance… „Es kann nicht wahr sein!“

Zorn
Schuldige werden gesucht, da man sich nie allein verantwortlich fühlen möchte… „Wer hat mir das angetan?“… „Warum wird ausgerechnet mir das angetan?“

Verhandeln
Phase der Hilflosigkeit und Verzweiflung… vielleicht die schwierigste Zeit. Man fängt an, die Situation zu realisieren und möchte sie nun ändern. Das sich dann einstellende Gefühl bei seinen Versuchen der Steuerung keinen Einfluss zu haben, also das Gefühl der Ohnmacht, ist kaum zu ertragen… „Wie kann ich es wieder gut machen?“… „Wie komme ich hier heraus?“

Depression
Eingeständnis… „Ich kann es nicht abwenden.“… Man ergibt sich dem Zustand und beginnt auszuhalten. Häufig brechen in dieser Zeit depressive Phasen über Momente der Stärke hinein und erschüttern die innere Stabilität. Die Ur-Hoffnung wird nun auf ihre Robustheit überprüft und es kostet unglaublich viel Energie, diesen Verlauf zu überstehen.

Akzeptanz
Annahme der neuen Situation, eventuell die Einsicht, dass das Leben ab jetzt nicht mehr dasselbe ist wie vorher. Man entwickelt neuen Selbst- und Weltbezug und steht wieder auf… „Das Leben geht weiter“…

Die feste Überzeugung, dass sich auch in Phasen der tiefsten seelischen Betäubung alles zum Guten wenden wird… alles was bleiben muss… Hoffnung…